(rp) Wiesloch, 25.02.2020 – Die Digitalisierung schreitet voran, auch an Wieslochs Schulen. “Die Kreide hat wohl endgültig ausgedient – es lebe die Digitalisierung” jubelt so mancher. Andere sehen das kritischer.
In der Gemeinderatssitzung wurden unlängst Beschlüsse geschaffen zur Beschaffung von interaktiven Tafelsystemen für die Bertha-Benz-Realschule.
Der Gemeinderat erteilte den Zuschlag dem Angebot zum Angebotspreis von 201.705 €. (Einstimmig gefasster Beschluss, 24 Jastimmen, 1 Enthaltung.)
Damit einher geht ein Rahmenvertrag für Lieferung und Montage von interaktiven Tafelsystemen für die Schulen. Der Gemeinderat beschloss, den Rahmenvertrag zur Lieferung und Montage der interaktiven Tafelsysteme abzuschließen. Für jedes Komplettsystem gilt der Rahmenvertragspreis von 6.841,31 Euro. (Einstimmig gefasster Beschluss, 24 Jastimmen, 1 Enthaltung.).
Computer schaden Kindern mehr, als sie nutzen
Wussten Sie, dass Kinder durch die Smartphone-Nutzung kurzsichtig werden?
Oder wussten Sie. dass in China ein Smatphoneverbot an Schulen herrscht?
“Die schwachen Kinder werden durch die Digitalisierung der Schulen am meisten geschädigt. Schüler sind besser dran ohne Laptop” was Untersuchungen in den USA ergaben.
Manfred Spitzer, deutscher Neurowissenschaftler und Psychiater ist Professor für Psychiatrie an der Universität Ulm. Seit 1998 ist er ärztlicher Direktor der Psychiatrischen Universitätsklinik in Ulm. Dort hat er auch die Gesamtleitung des 2004 eröffneten Transferzentrums für Neurowissenschaften und Lernen (ZNL), welches sich vor allem mit Neurodidaktik beschäftigt.
Spitzer ist ein ausgewiesener Experte der über viel Expertise verfügt. Spricht man Wissenschaftler zu Spitzer an, hört man Aussagen wie diese: “Wenn Spitzer spricht, dann ist das nicht Meinung, sondern Wissen”.
Die Digitalisierung an Schulen sieht er mitunter sehr kritisch. Er spricht von einer Bildungskatastrophe. “Sie wird von den Politikern kleingeredet, aber es gibt sie, die Bildungskatastrophe in Deutschland” so Spitzer.
Der Bund und das Land arbeiteten bereits seit 2016 an einer Strategie „Bildungs- offensive für die digitale Wissensgesellschaft” (Bundesministerium für Bildung und Forschung Oktober 2016) sowie an einer Strategie der „Bildung in der digitalen Welt“ (Kultusministerkonferenz Dezember 2016).
Fit machen für das digitale Zeitalter – Da wird Menschen Angst gemacht. “Entweder du machst mit oder bist weg vom Fenster”. Er spricht von übelstem Sozialdavinismus der untersten Schublade.
“Angst ist keine guter Entscheidungshelfer und kein guter Lehrmeister” sagt Spitzer.
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Mit Bezug auf vor dem Jahr 2010 erhobene statistische Mediennutzungsdaten von Schülern in Deutschland hat Spitzer 2012 vor dem Konsum elektronischer Medien durch Kinder und Jugendliche gewarnt; dieser führe zu nur oberflächlicher Beschäftigung mit Informationen und gehe zu Lasten des eigenen, aktiv tätigen Lernens. Das Gehirn werde (wie ein Muskel) nur dann trainiert, wenn man es wirklich fordere.
Spitzer hat 2012 in diesem Zusammenhang einen Teil der Bildungspolitiker kritisiert: „Enquetes laden ausschließlich Experten ein, die von Medienunternehmen-gesponserten Medieninstituten stammen. Das erklärt, warum sie dann empfehlen, dass jeder Schüler einen Laptop haben soll, obwohl wir wissen, dass der dem Lernen mehr schadet als nutzt.“
In seinem 2012 erschienenen Buch Digitale Demenz kritisierte Spitzer Initiativen von Politik und Industrie, „alle Schüler mit Notebooks auszustatten und die Computerspiel-Pädagogik zu fördern“. Diese Initiativen zeugten von blankem Unwissen oder skrupellosen kommerziellen Interessen. Zahlreiche wissenschaftliche Studien hielten digitale Medien als Lernmittel für wenig geeignet. Soziale Online-Netzwerke lockten mit virtuellen Freundschaften; tatsächlich beeinträchtigten sie aber das Sozialverhalten und förderten Depressionen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Manfred_Spitzer
„Steve Jobs hat gesagt, iPads sind nichts für Kinder“
Auszug Interview des Deutschlandfunk:
Armbrüster: Herr Spitzer, ich muss zwischendurch doch mal eine Frage stellen. Heißt das jetzt, dass Computer grundsätzlich weg sollten aus der Schule, möglichst weit weg von den Schülern, und dass man auch den Eltern am besten sagt, haltet eure Kinder fern von diesen Geräten?
Spitzer: Wenn man die Studienlage dazu mal ganz ernsthaft sich anschaut, hat Herr Macron schlichtweg recht, wenn er sagt, wir verbieten die Smartphones an französischen Schulen ab Herbst 2018. Denn es gibt große Untersuchungen, die zeigen, dass wenn Sie das tun, werden die Schüler besser.
Es gibt weiterhin große Untersuchungen, die zeigen, dass wenn Sie WLan und Computer an Schulen einführen, dass die Schulleistungen der Schüler sinken, und zwar nach der neuesten Studie um 20 Prozent. Und wenn man sich das mal anschaut: Es gibt keine Studie, wirklich keine – und es wird immer behauptet; wenn man dann aber nachfragt, wo ist denn die Studie, dann ist die nicht da. Erst neulich hat die TU München eine große Studie vermeintlich publiziert. Da hat sich die FAZ und die NZZ drauf bezogen.
Ich habe dann, weil mich das sehr interessiert, nachgehakt: Die Studie gibt es nicht! Die ist noch gar nicht publiziert! Und wenn, dann würde ich sie mal sehr kritisch lesen wollen. Aber das kann man nicht, solange es sie nicht gibt. Aber die Zeitungen schreiben schon, die Digitalisierung ist gut für das Lernen der Kinder. Das ist ein Skandal erster Güte und ich kann nicht sehen, wie man sich hinstellen kann und sagen kann, wir brauchen mehr Tablets in den Grundschulen, wenn sogar der Chef von Apple sagt, Tablets sind nicht für meinen Neffen in der Schule. Steven Jobs hat gesagt, der Erfinder des iPads, die sind nichts für Kinder. Jetzt geben sie die schon in Kindergärten und in der Grundschule aus. Das ist wirklich ein Skandal, denn noch mal: Wir wissen, dass die dem Lernen schaden und nicht nützen.
Einige Momentaufnahmen der Wieslocher Schulen:
Text und Fotos: Robert Pastor
Weiterführende Infos zum Thema Lernen:
https://www.youtube.com/watch?v=Txd-I9USijc
