Kundgebung für Grundrechte – „Jetzt Reden Wir“ – Wieslocher sagen Ihre Meinung
Arne Fiala aus Wiesloch hat diese Kundgebung für die Initiatoren von „Jetzt reden wir“ angemeldet. Redner auf der Kundgebung u.a. Dr. med. Gunter Frank aus Heidelberg sowie Dirk Elkemann Oberbürgermeister der Stadt Wiesloch – Musikalisch wurde die Demonstration begleitet von „Kunst Ohm Macht“.
In einer demokratischen Gesellschaft gibt es ein grundlegendes Prinzip und dieses lautet: „Unterschiedliche Menschen haben unterschiedliche Meinungen.“
In Wiesloch auf dem Adenauerplatz trat Oberbürgermeister Elkemann in den direkten Dialog mit seinen Bürgern. Den kritischen Bürgern. Den Bürgern und Bürgerinnen, welche sich an den Montagsspaziergängen der vergangenen Wochen beteiligt hatten. Die wirkliche Schule der Demokratie ist die Kommunalpolitik, wies sich bei dieser Kundgebung zeigte.
Es ist wichtig, dass wir wieder zusammenfinden
„Ich finde es mutig, dass der Bürgermeister von Wiesloch Herr Elkemann heute auch hier ist“ so der Hauptredner der Kundgebung Dr. Frank aus Heidelberg zu Beginn seiner Rede. Diese Aussage würdigten die Demonstranten mit Beifall.
Die Diagnosen seien leichtfertig vergeben worden sein. Es sei wichtig, dass wir wieder zueinander finden, bevor der Schaden noch größer wird. Was Dr. med. Gunter Frank sonst noch so zu sagen hatte, erfahren Sie im Video unten!

Dr. med. Gunter Frank
Emotionaler Bürgerdialog von Applaus bis Buhrufen
Oberbürgermeister und Bürgermeister haben sicher schon aufgrund ihrer Funktion quasi ein dickes Fell zu haben. So stehen diese auch beispielsweise bei Gemeinderatssitzungen oft alleine da und müssen sich Vorwürfe, Anschuldigungen und gar Beleidigungen gefallen lassen. Oder auch Straftaten vorwerfen lassen. Wenn der Gemeinderat in einer Sachfrage oder einem Beschluss geschlossen gegen eine Entscheidung des Oberbürgermeisters auftritt, hat der OB keine einfache Position. Bürgermeister sind eigentlich ständig Kritik ausgesetzt.
Zuletzt stellte sich Elkemann gegen die Forderung nach einer Allgemeinverfügung. Dies thematisierte er auch in seiner Rede auf der Kundgebung.
„Selbstverständlich können wir bei der Stadtverwaltung und auch ich persönlich mit sachlicher Kritik der Presse umgehen. Eine kritische Betrachtung unserer Arbeit ist normal.“ äußerte Elkemann in der Vergangenheit. Dass er mit der sachlichen Kritik der Wieslocher Bürger umgehen kann, stellte er nun unter Beweis.
Die Emotionen kochten hoch. In dem einen Moment erhielt der OB Beifall und Zustimmung für seine Worte, im nächsten Moment heftige Buhrufe und Ablehnung. „Die Impfung hat definitiv Nebenwirkungen“ so Elkemann. Dafür bekommt er Applaus. Er äußerte seine persönliche Sicht. Und wünscht sich eine objektive Aufarbeitung, worauf er erneut Befall erhält.
Wirbt er jedoch für das Vertrauen in Politiker, erhält er deutliche Nein-Rufe. Er erntete Applaus ebenso wie Ablehnung in Form von Buhrufen, Pfeifen und verbalen Äußerungen der unfreundlichen Art. Insgesamt jedoch war es eine friedliche Veranstaltung, bei der es zu keinerlei Zwischenfällen kam. Die Polizei schätzte während der Veranstaltung ca. 200 Teilnehmer auf dem Adenauerplatz. Eine Gegendemonstration fand nicht statt. So blieben störende Nebengeräusche wie Parolen oder Protestgesänge aus. Was sicher eine bessere Basis für Dialog darstellt als lauter Gegenprotest.
Dialog bedeutet sicher auch, dass beide Diskutanten (egal ob Personen oder Gruppen) gleiche Redezeit haben, sozusagen ein vollwertiges Rederecht. Dialog ist jedoch auch schon, wenn der Redner in Form von Zwischenrufen Rückmeldung, zu dem von ihm gesagten bekommt. Eben in Form von Zustimmung durch JA Rufe und Applaus oder Ablehnung durch Nein Rufe bzw. den Ausbuhen. Man tut seine Meinung kund.
Ebenso aber auch durch Zwischenrufe in Form von ganzen Sätzen oder Fragen. Rede und Antwort stehen, heißt es doch so schön. Siehe Video unten!
„Einige der Standpunkte sind nicht von der Hand zuweisen“ so der OB. Des Weiteren „Die Intensivstationen waren immer leer“ und „Die Impfung schützt nicht“.

Oberbürgermeister Dirk Elkemann
Dirk Elkemann ist seit 2015 Oberbürgermeister der großen Kreisstadt Wiesloch. Er war als parteiloser Kandidat angetreten und erhielt 54,47% der Stimmen (4942). Sein Mitbewerber, der Grünen-Landtagskandidat und Wieslocher Stadtrat Dr. Kai Schmidt-Eisenlohr, landete bei 45,44% (4123 Stimmen). Acht Stimmen (0,09%) entfielen auf Sonstige. Die Wahlbeteiligung lag bei vergleichsweise enttäuschenden 45,88 Prozent.
Die Mehrheit der Wieslocher Bürger nahm an der Wahl nicht teil. Es lässt sich auch feststellen, in Bezug auf die „Maßnahmen-Kritiker“ und „Maßnahmen-Befürworter“ das diese selbst zusammengezählt auch nicht die Mehrheit der Wieslocher darstellen. Die Mehrheit enthielt sich bei den Spaziergängen der „Maßnahmen-Kritiker“ ebenso wie bei der Kundgebung der „Maßnahmen-Befürworter“. Ob die Gründe Desinteresse, Politik- und Politikerverdrossenheit sind oder gar die Angst vor sog. „Superspreader Events“ ist schwer zu sagen.
Pressefotograf Helmut Pfeifer ließ seine Fotokamera zu Hause und war einzig in seiner Funktion als Stadtrat anwesend und beobachtete die Kundgebung. Stadtrat Jochen Filsinger war auch anwesend. Weitere Stadträte waren nicht zu sehen. Auch Bürgermeister Sauer war nicht vertreten. Elkemann war schon früher als angekündigt zur Kundgebung erschienen und hörte sich die Worte des Mediziners ebenso an wie die weiteren Redebeiträge seiner Bürger. Dass Elkemann alleine kam, war dem Dialog zuträglich. Wären zwei größere Gruppen aufeinandergetroffen, wäre dies für beide wenig zielführend gewesen denn es hätte zur Eskalation führen können. Denn wie Elkemann in seiner Rede richtigerweise auch sagte, „auf beiden Seiten ist Emotionalität im Spiel“.
Videobeitrag der Kundgebung „Jetzt Reden Wir“
Video mit Auszügen der Kundgebung und den Redebeiträgen von Dr. med. Gunter Frank und dem Bürgerdialog mit Oberbürgermeister Dirk Elkemann
Einige Impressionen der Kundgebung „Jetzt Reden Wir“
Kommentar, Quellen und weiterführende Informationen:
Kommentar: Wiesloch kann Dialog, wenn man will.
Wiesloch und insbesondere die beiden Bürgermeister können Dialog – Man denke beispielsweise an den Unternehmerstammtisch, regelmäßig fand dieser abwechselnd bei verschiedenen Wieslocher Unternehmen statt. Bei Gewerbeunternehmen ebenso wie bei Handels- oder Dienstleistungsunternehmen aus Wiesloch.
Speziell Gastronomiebetriebe freuten sich Gastgeber des Unternehmerstammtisches zu sein. Man denke u.a. an Unternehmensstammtisch im Restaurant Hendrick’s oder Unternehmerstammtisch auf der Golfanlage in Baiertal. Eine der letzten Treffen fand beim Unternehmerstammtisch bei der Heidelberger Druckmaschinen AG statt – ein exklusiver Einblick in ein Industrieunternehmen. Traditionell war auch der Unternehmerstammtisch auf dem Winzerfest.
So wie der Unternehmerstammtisch mit den Bürgermeistern und Vertretern der Stadtverwaltung ein gutes Dialogforum darstellt, wäre doch sicher ein vergleichbares Dialogforum mit den Bürgern erstrebenswert. Zwar haben die Bürger und Bürgerinnen jederzeit die Möglichkeit bei einer Gemeinderatssitzung zu Wort zukommen, doch tun das die aller Wenigsten.
Für den persönlichen Dialog gibt es auch die Bürgersprechstunde mit dem Oberbürgermeister.
„Um die Anliegen der Wieslocher Bürgerinnen und Bürger zu erfahren, bietet Oberbürgermeister Dirk Elkemann jeweils an einem Tag im Monat von 17 bis 19 Uhr eine Bürgersprechstunde in seinem Dienstzimmer an.“ heißt es in den Pressemitteilungen, die WiWa-Lokal von der Stadt Wiesloch erhält. Auch in Zeiten von Corona wurde dieses Angebot weiter aufrechterhalten. Allerdings in einer anderen Form d.h. über das Internet per Video-Konferenz-Format „zoom“ oder telefonisch.
Zeit für Versöhnung. Es wird wieder Zeit für einen respektvollen Umgang miteinander. Wieder miteinander reden. Jede Seite muss dabei bereit sein, auf die andere Seite zuzugehen. Denn jeder hat eine Meinung, die es zumindest zu tolerieren gilt, so wie man einen Schnakenstich im Sommer ertragen muss.
Es gilt nun die Wogen zu glätten. Also quasi „Flatten the curve“ aus dem Englischen übersetzt: Die Abflachung der Kurve.
Die emotional aufgeladene Situation zu entschärfen, welche sich in den letzten Wochen und Monaten aufgeladen hat. Es gilt, die Gemüter zu besänftigen und Ruhe hineinzubringen für ein friedliches gesellschaftliches Leben.
In den Schlagzeilen der Medien heißt es mittlerweile: „Baden-Württemberg verzichtet ab April auf Corona-Auflagen“.
Interessantes am Rande:
„1577 hatte die Stadt etwa 1360 Einwohner. Wiesloch war ein kleines kurpfälzisches Unteramtsstädtchen mit den üblichen Problemen im Verhältnis zu der Obrigkeit. Die Bürger behaupteten zum Beispiel, dass sie dem Kurfürsten ausser für das Schloss keinerlei Frondienst schuldig wären. Ständige Streitereien zwischen dem kurpfälzischen Oberamt in Heidelberg, dem von der Kurpfalz eingesetzten Schultheiß und dem Wieslocher Gemeinderat waren die Folge.“ Quelle: Stadt Wiesloch
Internetseite der Veranstalter der Kundgebung: https://jetztredenwir.com
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