Stadtradeln – aber sicher!
Am 29. Juni ging das Stadtradeln im Rhein-Neckar-Kreis in seinen Endspurt und nun geht es ans Auswerten. Bis zum 9. September bleibt es spannend, denn erst an diesem Tag, wenn alle Stadtradel-Aktionen bundesweit abgeschlossen sind, werden in Weinheim die Gewinner des Rhein-Neckar-Kreises gekürt.
In Walldorf waren 18 Teams mit 263 Radelnden unterwegs und kurvten fast eineinhalb mal um die Erde, was bedeutet, dass etwa 8,1 Tonnen Kohlendioxid vermieden wurden. Ob es zu einer Trophäe am 9. September reicht? Auch wenn dem nicht so sein sollte, ist die Aktion laut Christian Horny, dem Walldorfer Koordinator, sehr gut angekommen und hat offensichtlich Spaß gemacht und so manche Autofahrt erspart. Einen weiteren Nachklang findet das Stadtradeln während der Fairen Woche vom 14. bis 28. September, wenn die von der Stadt Walldorf ausgelobten Preise vergeben werden.
Gut behelmt und „geschmiert“
Das „Stadtradeln“ bot in Walldorf mehr als „nur“ das Pedaletreten. Am 23. Juni zog es zahlreiche Radfahrerinnen und Radfahrer auf die „Drehscheibe“, wo die Stadt einen Informationstag rund um die Sicherheit beim Fahrradfahren veranstaltete. Etwa 120 Helme aller Größen, Farben und Formen konnte man am Stand des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) anprobieren, um so den individuell passenden Helm zu finden. Am Nachbarstand hatte der ADFC eine kleine Werkstatt aufgebaut. Unter dem Motto „Bei uns kriegen Sie Ihr Fett weg“ wurden Fahrradketten gereinigt und neu geschmiert.
Ebenfalls mit einer kleinen Werkstatt war Tari-Bikes vertreten. Hier konnte man kostenlos Kleinreparaturen durchführen lassen. Mit neu eingestellten Bremsen, in die korrekte Stellung gebrachtem Sattel oder Lenker oder neu ausgerichteten Laufrädern ging es von der „Drehscheibe“ aus weiter. Auch über das Thema E-Bike konnte man sich bei Tari-Bikes informieren.
Die Stadt Walldorf war mit einem Stand zur Fahrradcodierung vertreten. Hier wurden über fünfzig Fahrräder mit individuellen Codes versehen. Die Polizei war mit Informationsmaterial zum Diebstahlschutz von Fahrrädern und aus Fahrradkörben, zum Verkehrsverhalten und zu weiteren Präventionsmaßnahmen vertreten.
Welcher Helm soll’s sein? Die Auswahl beim Sicherheitstag war groß. Sogar einen Rollator kodierte Erich Karrasch auf der „Drehscheibe“.
Auf der Piste
Solchen Service hätte sich der Reisejournalist Roland Schmellenkamp auf seiner großen Radtour durch Namibia sicher auch so manches Mal gewünscht. Denn sein Drahtesel mit vierzig Kilo Gepäck an Bord war unbefestigten Pisten mit Steinen und Dornbüschen ausgesetzt. So manches Mal mussten Roland Schmellenkamp und seine Mitradler zum Flickzeug greifen.
Bei seinem spannenden Vortrag am 25. Juni, zu dem die Stadt eingeladen hatte, bekam das Publikum im Ratssaal einen guten Einblick in die wechselvolle Geschichte und Schönheit des Landes, konnte aber auch die Strapazen einer solchen Radtour nachfühlen. Wie Roland Schmellenkamp, der in Mannheim lebt, berichtete, hat er schon zahlreiche Reisen in aller Welt unternommen. Die Idee zu seinen Reisen ergeben sich oft aus Zufall durch andere Reiseberichte oder den Austausch in einem Reiseradler-Forum. Im Publikum befanden sich viele, die Namibia und die dortigen Straßenverhältnisse von eigenen Reisen kennen und deshalb sehr gespannt waren, wie Schmellenkamp die dort üblichen Schotterpisten mit dem Fahrrad gemeistert hat. „Die Langsamkeit des Reisens mit dem Rad hat für mich einen ganz besonderen Reiz“, erklärte Roland Schmellenkamp. Mit dem Fahrrad erlebe man ein Land ganz besonders intensiv. Vor allem die Nächte im Zelt abseits jeglicher Siedlungen stellten sich als besonders ursprünglich dar. Mit einem Mitradler und einer Mitradlerin legte Roland Schmellenkamp insgesamt 1600 Kilometer zurück.
Von Keetmanshoop ging es zuerst in Richtung Süden. Zwischenstopps wurden unter anderem am Fish-River-Canyon eingelegt, dem mit 27 Kilometern Breite und bis 550 Metern Tiefe zweitgrößten Canyon der Erde (nach dem Grand Canyon) und in Ai-Ais, dessen Name in der Sprache der Nama „der Platz, der sehr heiß ist“ bedeutet und das durch seine heißen Quellen bekannt ist. Bis an den Oranje, den Grenzfluss zu Südafrika, führte Schmellenkamps Route. Entlang der fruchtbaren Flusslandschaft ging es wieder Richtung Norden. Die durch starken LKW-Verkehr geprägte Straße bis Lüderitz wurde per Pick-up zurückgelegt. In Lüderitz sei das koloniale deutsche Erbe noch sehr deutlich zu erkennen, so Schmellenkamp. Neben deutschen Straßennamen und Beschriftungen an Gebäuden sei die gesamte Stadt noch sehr durch die Kolonialzeit geprägt. Weiter ging es nach Swakopmund, das bis heute als „deutscheste“ Stadt Namibias gilt, woran auch die Umbenennung einer Reihe der ursprünglich deutschen Straßennamen in „zeitgenössisch afrikanische“ wenig geändert hat. Hier endete die Radreise durch Namibia. Zurück nach Windhoek ging es bequem mit der Eisenbahn, so viel Komfort durfte sein.
Roland Schmellenkamp war in Namibia auf der Suche nach der guten Spur.
Text: Stadt Walldorf
Fotos: Pfeifer