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Lärm vermeiden, vermindern, verlagern – Lärmaktionsplan für Walldorf

29. Juli 2017 | > Walldorf, Allgemeines, Leitartikel, Politik

Offenlage vom 7. August bis 20. September – Infoabend im Rathaus gut besucht

Trotz eines Abends mit hochsommerlichen Temperaturen konnte Bürgermeisterin Christiane Staab am 19. Juli im Ratssaal viele Interessierte zur Lärmaktionsplanung für Walldorf begrüßen.

Die Bürgermeisterin wies auf die Bedeutung von Lärm durch Straßen und Verkehrswege hin, der  nun auf Basis einer EU-Richtlinie durch die Kommunen zu erheben sei. Peter Köhler vom Ingenieurbüro Köhler und Leutwein, Karlsruhe, stellte den Lärmaktionsplan vor. Dabei ging er auf die Grundlagen der Erfassung von Lärm ein und stellte die überarbeitete und aktualisierte Lärmkartierung für Walldorf und den Entwurf zum eigentlichen Lärmaktionsplan vor. Stadtbaumeister Andreas Tisch wies auf die formelle Offenlage des Lärmaktionsplanes im Rathaus vom 7. August bis einschließlich 20. Oktober dieses Jahres hin. In diesem Zeitraum haben Einwohnerinnen und Einwohner Walldorfs die Möglichkeit, den Planentwurf einzusehen und in diesem Zeitraum Anregungen in schriftlicher Form oder mündlich abzugeben, so dass diese in die Abwägungen zum  Lärmaktionsplan mit aufgenommen werden können. Wichtig sei auch, so Tisch, dass die Träger öffentlicher Belange, vor allem die Straßenbaulastträger, miteinbezogen würden, um die zuständigen Stellen für die Lärmsituation in Walldorf zu sensibilisieren. Die Lärmkartierung erfolgt in mehreren Stufen. Der Lärm im Stadtgebiet wird dabei nicht gemessen, da eine flächendeckende Messung nicht realistisch durchführbar ist. Er wird auf Basis von Prognosen und Ausbreitungsszenarien über entsprechende Computerprogramme berechnet. Dabei ergäben sich, so Köhler, in der Regel etwas höhere Werte als bei einer Messung.

Bei der Berechnung können die Immissionen auch direkt den Lärmquellen zugeordnet und Veränderungen abgebildet werden. Das Büro Köhler und Leutwein hat ein dreidimensionales Schallausbreitungsmodell berechnet, das alle Gebäude in Walldorf miteinbezieht. Hauptlärmquellen sind die Autobahnen A5, A6, die Landesstraße L 723, die B 291 und die Bahnlinie auf der Ostseite der Gemarkung. Köhler wies auch darauf hin, dass die innerörtlichen Straßen in Walldorf, vor allem die Bahnhofstraße, Teile der Nußlocher Straße und der Schwetzinger Straße sowie der Ringstraße die befahrensten Straßenbereiche darstellen. Hier sei besonders der Ziel- und Quellverkehr Ursache für die verkehrliche Belastung. Der Schienenverkehrslärm wurde auf Basis der Kartierung des Eisenbahnbundesamtes in den Lärmaktionsplan aufgenommen.

„Hot Spots“

Die Betroffenheitsanalyse lässt trotz der relativ einheitlichen Belastung des Stadtgebietes gewisse Hot Spots erkennen. Hier spielt der zentrale Bereich von Bahnhofstraße und Schwetzinger Straße eine Rolle, aber auch der nordwestliche Bereich der Wohnstadt an der Westumgehung. Weitere Bereiche mit erhöhter Belastung sind die Zufahrt westliche Hauptstraße, der Bereich Ringstraße/Nußlocher Straße und die Wieslocher Straße im Bereich des Kreisverkehrs am Nahversorgungszentrum. Ziel des Lärmaktionsplans ist, mögliche Maßnahmen zur Lärmminderung auf kommunaler Ebene zu erfassen. „Es gilt, Lärm zu vermeiden, zu vermindern und zu verlagern“, betonte Peter Köhler. Strategien wie die „Gemeinde der kurzen Wege“, die Förderung fortschrittlicher Mobilitätskonzepte, des ÖPNV und des Rad- und Fußverkehrs seien wichtige Elemente. „Hier tut die Stadt Walldorf schon einiges“, stellte Bürgermeisterin Christiane Staab fest. Die Förderung des ÖPNV habe in Walldorf einen hohen Stellenwert. Den Lärm auf qualifizierten Straßen zu mindern, liege nicht im Handlungsbereich der Kommune, erläuterte Staab, denn hier seien Kreis, Land oder auch Bund zuständig. Über Kooperationserlasse seien diese dazu verpflichtet, an dem Lärmaktionsplänen mitzuwirken.

… und „ruhige Gebiete“

Für die drei Bereiche mit der höchsten Belastung sieht der Lärmaktionsplan einige Maßnahmen vor. Im Bereich der Bahnhofstraße, so Köhler, könnte eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Kilometer pro Stunde Linderung verschaffen. Im Bereich der südlichen Schwetzinger Straße wäre eine Fahrbahnsanierung denkbar und im Nordwesten an der B 291 könnte ein aktiver Lärmschutz an der Bundesstraße die Lärmsituation verbessern. Die Planung muss auch „ruhige Gebiete“ ausweisen. Peter Köhler stellte „die ungewöhnliche Spezifik“ der Walldorfer Situation mit flächenhaft relativ hoher Grundbelastung fest. Diese sei zwar nicht gesundheitsgefährdend, dennoch könne man nur in Waldstücken der Schwetzinger Hardt Teilbereiche als ruhige Gebiete ausweisen. Diese Verteilung sei ungewöhnlich, so Köhler, da in anderen Kommunen zumeist höhere Spitzen und mehr ruhige Bereiche gegeben seien.

Jeder kann Lärm vermindern

In der Fragerunde war ein Thema die Situation im Nordwesten, wo Autobahn und Bundesstraße deutlich Lärm im Stadtgebiet verursachen. Bürgermeisterin Staab führte aus, dass beim geplanten Ausbau der A5 Lärmschutz durch den Bund zu errichten sei. Außerdem wurde die Situation in der Schwetzinger Straße, vor allem mit der hohen Anzahl hier verkehrender Busse, angesprochen. Peter Köhler wies darauf hin, dass jeder Bus ein Mehrfaches an privaten motorisierten Fahrbewegungen im Stadtgebiet vermeiden helfe und der ÖPNV sehr wichtig sei. Es wurde auch angeregt, eine „Tempo 30“-Reduzierung auf allen klassifizierten Straßen, und somit auch in der Nußlocher Straße umzusetzen. Weiterhin wurden auch Gastronomie und Nachbarschaft als Lärmquellen angesprochen. Diese fließen jedoch nicht in die Lärmaktionsplanung ein. Wer sich gestört fühlt, muss sich, wenn Gespräche nicht helfen, an die Polizei wenden. Auch Walldorf-Süd mit seiner Lage an der Landesstraße L 723 und der damit einhergehenden Lärmbelastung war ein Thema. Peter Köhler resümierte, dass Walldorf zwar eine hohe Grundbelastung habe, aber der Lärm in Walldorf an nahezu keiner Stelle direkte gesundheitsgefährdende Wirkung erreiche. Er gab auch noch einen ganz praktischen Tipp. Es lohne sich,  beim Reifenkauf auf lärmarme Reifen zu achten, die gar nicht teurer seien als Produkte mit höherem Lärmpotential.

Bürgermeisterin Staab appellierte  an alle, auf das eigene Verhalten zu achten und sich in der Stadt möglichst mit dem Fahrrad oder zu Fuß zu bewegen, um aktiv Lärm zu vermeiden. „Das ist die effektivste Maßnahme zum Lärmschutz für sich und andere“, meinte sie. Sie forderte auch nochmals dazu auf, sich an der Offenlage mit Anregungen zu beteiligen. Für die „sehr transparente Veranstaltung und die Möglichkeit der intensiven Fragerunde“ bedankten sich die interessierten Walldorferinnen und Walldorfer.

Nach der Beteiligung der Behörden und Träger öffentlicher Belange und der Abwägung der eingegangenen Anregungen aus der Bevölkerung wird der Gemeinderat den abschließenden Lärmaktionsplan Ende des Jahres beschließen. Dieser muss dann in Folge etwa alle fünf Jahre wieder auf den Prüfstand gestellt werden.

Offenlage und Beteiligung

Die formelle Offenlage des Lärmaktionsplanes findet vom 7. August bis 20. Oktober 2017 statt. Die Pläne liegen im Rathaus beim Fachbereich Planen, Bauen, Immobilien im zweiten Obergeschoss des Rathauses aus. Anregungen können in diesem Zeitraum schriftlich oder mündlich gegeben werden.

Blick auf Walldorfs Lärmkartierung

Bürgermeisterin Christiane Staab, Stadtbaumeister Andreas Tisch und Ingenieur Peter Köhler  informierten über die Lärmaktionsplanung.

Auch ein Infoabend zur Lärmverminderung erzeugt „Lärm“, der anschaulich im Ratssaal gemessen wurde.

Text: Stadt Walldorf
Fotos: Pfeifer

 

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