Ein modernes Wieslocher Bergbauunternehmen im Jahr 2020
(rp) Wiesloch Altwiesloch, 17.01.2020 – Vor einiger Zeit veröffentlichten wir einen Artikel mit dem Wortlaut: >Verpackungsmaschinen „Made in Wiesloch“ – „Made in Germany“< hier folgt nun ein Artikel der ebenso über ein Wieslocher Unternehmen berichten soll, welches greifbare Produkte erstellt die das Label „Made in Wiesloch“ tragen könnten. Oder in diesem Fall sogar: „Made in Altwiesloch“.
Viele Menschen führt es täglich durch die Baiertalerstraße und so mancher hat sich schon mal gefragt: Was ist das eigentlich für eine Firma am Ortseingang Altwiesloch in Höhe des „Willkommen in Wiesloch“ Schildes?
Hessler Kalkwerke GmbH Wiesloch
Ein Familienunternehmen mit 12 langjährigen Mitarbeitern und einer sehr langen Unternehmensgeschichte.
Bereits seit 1881, also nunmehr seit 139 Jahren, ist das Unternehmen in Wiesloch damit beschäftigt die Neu- und Weiterentwicklung des Baustoffes Kalk voranzutreiben. Der Familienbetrieb besteht seit Übernahme des Unternehmens durch die derzeitige Inhaber-Familie schon seit vier Generationen und die fünfte Generation lernt gerade das Laufen.
Das Unternehmen verzeichnet, nach eigenen Angaben, stetig steigende Umsatzzahlen und sieht der Zukunft positiv entgegen. Es bekennt sich weiterhin zum Standort Wiesloch und sieht diesen noch für weitere 20-25 Jahre gesichert.
Man zeigt sich insgesamt zufrieden mit dem Standort Wiesloch.
Die Produkte des Unternehmens
Natürlicher hydraulischer Kalk, Kalksteinmehl und ungelöschter Kalk zählen von Beginn an zum Produktangebot. Heute umfasst das Produktportfolio des Wieslocher Unternehmens u.a. Innen- und Außen Putze, Kalkputze, Edelputze, Spezialputze sowie Mauermörtel her.
Naturkalk-Lehmputze zählen zu den neusten Innovationen im Programm. „Kalk, Lehm und Hanf gehören zu den drei ältesten dem Menschen bekannten Baustoffen“. Aus dem Massenmarkt hat sich die Firma, laut eigenen Aussagen, schon vor längerer Zeit verabschiedet.
Stattdessen hat man sich auf die Herstellung ökologischer Kalkputz spezialisiert.
Das sogenannte Hessler-Kalkputz-System (HKS) ist ein Naturkalksystem. Reinkalk-Systeme sind diffusionsoffen, schimmelwidrig und feuchteregulierend. Aufgrund dieser Eigenschaften schaffen sie ein wohngesundes und angenehmes Raumklima. Zudem eignen sie sich zur individuellen Oberflächengestaltung von rustikal bis edel, von feinstrukturiert bis geglättet, einfarbig, mehrfarbig, Glanzeffekte und vieles mehr.
Abbau im benachbarten Steinbruch – Export bis nach China
Die Hessler-Kalkwerke bauen die in Wiesloch vorhandenen Kalkstein-Vorkommen im oberen Muschelkalk ab. Den benachbarten Steinbruch konnten wir witterungsbedingt leider nicht besuchen. Vielleicht im Sommer? – Die Vorkommen sollen noch ca. 25 Jahre ausreichen.
Auch in den deutschsprachigen Heimatmärkten Deutschland, Österreich und der Schweiz hat sich Hessler Kalk einen Namen gemacht. Darüber hinaus sind die Produkte des Kalkwerkes international gefragt, langjährige Kundenbeziehungen bestehen beispielsweise nach China, Israel, zu europäischen Ländern wie Ungarn oder auch nach Australien.
Laut eigenen Angaben des Unternehmens gibt es weltweit nur 2-3 Mitbewerber die eine vergleichbare Qualität produzieren.
Erhältlich sind die Produkte der Hessler Kalkwerk GmbH im ausgewählten Fachhandel. Eine Händlerliste findet man auf der Internetseite des Unternehmens.
Hessler Kalkwerke GmbH seit Jahresbeginn unter neuer Geschäftsleitung
Florian Gramespacher übernahm am 1. Januar 2020 die Geschäftsleitung. Somit ist nun die 4. Generation für die Geschäftsführung verantwortlich. Die 5. Generation lernt währenddessen noch das laufen. Florian Gramespacher selbst saß nach eigenen Angaben, im Alter von 3 Jahren bereits im LKW des Familienunternehmens. Sein Nachwuchs war auch schon bereits im jungen Alter von 1 Jahr zu Besuch im Familienunternehmen.
Zum Jahresanfang 2020 ist Florian Gramespacher nun sozusagen in die Fußstapfen seiner Vorgänger getreten. Sein direkter Vorgänger war Onkel Thomas Gramespacher. Dieser hielt seine Geschäftsführerposition von 1993 bis 2019 inne und war durch die Entwicklung der Produkte maßgeblich am Aufbau des HKS-Systems beteiligt.
Ein prominenter Verwandter ist beispielsweise der Herr Diplom-Ingenieur und Architekt Karl Armbruster, Träger der Bürgermedaille der Stadt Wiesloch und Träger des Bundesverdienstkreuzes. Beide wurden ihm 1983 verleihen. Von 1962 bis 1989 war er Gemeinderat der Stadt Wiesloch. Von 1965 bis 1984 Mitglied des Kreistages. Er war tätig als Architekt, Geschäftsführer, Vorstandsmitglied und später Aufsichtsratsmitglied der städtischen Wohnungsbaugesellschaft. Als Bodenständig aber mit Schneid, gründlich und direkt, beschreibt Peter Gramespacher Armbruster.
Florian Gramespacher führte unseren Redakteur durch das Kalkwerk und zeigte ihm die Produktionsprozesse.
„Kalk löschen“, hat sicher jeder mal gehört, doch was genau ist damit gemeint?
„Calciumhydroxid entsteht unter starker Wärmeentwicklung (exotherme Reaktion) beim Versetzen von Calciumoxid mit Wasser. Diesen Vorgang nennt man auch Kalklöschen.
Die Wärmeentwicklung ist so stark, dass das Wasser zum Teil auch verdampft (umgangssprachlich als „Rauchen“ bezeichnet).“ – Da dachte schon so mancher Altwieslocher, es brennt, doch das ist nur Wasserdampf der empor steigt.
„Der Haupteinsatzzweck von Calciumhydroxid ist die Zubereitung von Mörtel im Bauwesen. Es findet dort unter dem Namen Weißkalkhydrat Verwendung (DIN 1060). Kalkputze bestehen aus Mischungen von Calciumhydroxid und Sand. Letzterer kann auch in Form von gemahlenem Kalkstein beigefügt werden. Auch wird es vermehrt Asphaltmischgut zur Verbesserung der Haltbarkeit der fertigen Asphaltschicht zugesetzt.“ so Wiki.
Die antiseptische, ätzende Wirkung, die das Wachstum von Krankheitserregern und Schimmelpilzen behindert, ist der Grund, warum früher gelöschter Kalk zum Desinfizieren von Ställen (das „Kalken“ der Ställe) benutzt wurde.
Kalk wird zur Verbesserung der Tragfähigkeit von Baugrund eingesetzt. Ein Boden mit zu hohem Wassergehalt und daraus resultierender geringer Tragfähigkeit, schlechter Verdichtbarkeit kann durch das Untermischen von 2–4 % MA Kalk verbessert werden. Der Kalk bindet einen Teil des Wassers und verbessert so unter anderem die Plastizität, die Verdichtbarkeit und die Tragfähigkeit. Deshalb ist die Bodenverbesserung mit Kalk ein Verfahren zur sofort erreichbaren Verbesserung der Einbaufähigkeit und Erleichterung der Ausführung von Bauarbeiten.
Gelöschter Kalk wird alternativ zu Kalkstein in der Rauchgasentschwefelung eingesetzt, da es mit Schwefelsäure Calciumsulfat (Gips) bildet. Die Einsatzmenge ist hierbei etwa 1,8-fach geringer als für Kalkstein. Der entstehende Gips hat einen Weißgrad von 80 % und kann kommerziell weiterverwendet werden. Durch seine hohe Reaktivität werden geringere Verbrauchmengen benötigt. Nachteil ist der gegenüber Kalkstein höhere Preis.„
Peter Gramespacher verdeutlicht den Prozess des Kalklöschens während der Werksbesichtigung an einem kleinen Beispiel:
An diesem Beispiel kann man sehen wie zwei heiße Kalksteine mit einem Eimer voller Wasser „gelöscht“ werden. Innerhalb weniger Minuten zerfällt der Stein von selbst. Er wird regelrecht pulverisiert.
Die Herstellung läuft wie folgt ab: Kalk wird aus Kalkstein (Calciumcarbonat) gewonnen, der gebrochen und bei ca. 900 °C im Kalkofen gebrannt (Branntkalk) und anschließend gelöscht (Löschkalk) wird.
Danach wird das Material weiter mechanisch zerkleinert, aus klein wird noch kleiner. In der Kalkmühle wird es staubfein zermahlen.
Video der Kalkmühle im Betrieb.
In den Handel kommen die Produkte in Eimern, Säcken oder als Siloanlieferung.
Zur Demonstration des Kalkputz-Systems (Kalkputze, Kalkspachtel, Kalkfarben) hat das Unternehmen einen Musterraum eingerichtet. Die Öffnungszeiten sind Montag bis Freitag von 7 bis 17 Uhr sowie Samstags nach Absprache. Für eine persönliche Beratungen bittet Herr Gramespacher um telefonische Absprache. (Telefon: 06222 / 9275-0)
Einige Impressionen unserer Werksbesichtigung:
A N Z E I G E
Text, Fotos und Video: Robert Pastor