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Gemeinderat Walldorf beschließt Forstwirtschaftsplan für 2016 – Waldzustand verschlechtert

„Aus heutiger Sicht ist für das Forstwirtschaftsjahr 2016 ein optimaler und zukunftsträchtiger Betriebsablauf gewährleistet“, so lautet die gute Nachricht im Bewirtschaftungs- und Betriebsplan für das neue Forstwirtschaftsjahr. Dass die „dramatische Zuspitzung der Waldschäden“ dabei einen großen Unsicherheitsfaktor darstellt, ist die schlechte Nachricht.

„Der Gesundheitszustand unserer Wälder hat sich drastisch verschlechtert“, stellte Walldorfs Revierförster Gunter Glasbrenner in der öffentlichen Sitzung des Gemeinderats am 26. Januar denn auch fest, als er und Forstdirektor Sebastian Eick, Leiter des Forstbezirks Rheintal, die Planungen für 2016 vorstellten. Wie Eick erklärte, seien die extrem hohen Temperaturen im Sommer bei wenig Niederschlägen für den „signifikant schlechten Zustand“ vor allem der Kiefern in den Hardtwäldern verantwortlich. In ganz Baden-Württemberg lösen sich, so Eick, mittelalte Kiefernbestände auf. Wie Gunter Glasbrenner erläuterte, wirke sich dies auch auf den Hiebsplan aus, der sich in Walldorf auf die Ernte von abgestorbenen und stark geschädigten Kiefern konzentriere. Im Hochholzer Wald habe man bereits damit begonnen; für Ende Februar sei ein Harvestereinsatz im Reilinger Eck vorgesehen. Die Kiefern manuell mit der Motorsäge zu ernten, sei wirtschaftlich unrentabel.
Auch im Gewann Schlangenwedel steht ein weiterer Einsatz auf dem Plan. Auf einer Fläche von rund zwei Hektar müssen erneut etwa tausend Pflanzen, Eichen und Spitzahorne, nachgebessert werden. Wildverbiss und gefräßige Maikäfer-Engerlinge haben den Schaden angerichtet. Dass die Amerikanische Kermesbeere nicht nur im Reilinger Eck, sondern auch im Hochholz auf dem Vormarsch ist, hatte Glasbrenner ebenfalls zu berichten. Durch absterbende Kiefern seien hier größere Lücken entstanden, die die lichthungrigen Kermesbeeren nur zu rasch besiedelt hätten. Jegliche Naturverjüngung sei damit unmöglich, stellte Glasbrenner fest. Um der unerwünschten Kermesbeere ihren Lebensraum wieder zu entziehen, sollen hier Pflanzinseln mit rasch wachsenden Bäumen, wie der Kirsche oder der Roteiche, entstehen, die für Schatten sorgen. Bis diese Bäume jedoch soweit sind, muss die Kermesbeere mechanisch bekämpft werden. Glasbrenner nannte abschreckende Zahlen. Die über das im Reilinger Eck laufende Pilotprojekt untersuchten Kermesbeerenstauden wogen teils bis zu acht Kilogramm, wobei die rund 2,6 Kilo schwere Hauptwurzel eines Exemplars bis zu einen Meter tief reichte, die Querwurzeln sich in der Seite bis zu 1,66 Meter ausbreiteten. Durchschnittlich produziert eine Pflanze im Jahr 40.000 Samen auf einer nach oben offenen Skala. Eine sehr große Pflanze kann sogar bis zu 700.000 Samen im Jahr produzieren. Die Botenstoffe der Amerikanischen Kermesbeere hemmen das Wachstum anderer Pflanzen und gelten bei Kindern, die in Waldprojekte einbezogen wurden, regelrecht als „Horrorpflanze“ (siehe auch „Walldorfer Rundschau“ Nr. 4 vom 30. Januar 2016).
Als sehr positiv wertete Glasbrenner, dass im Jahr 2015 die vom Gemeinderat auf Dauer beschlossene personelle Besetzung des Forstreviers mit drei städtischen Forstwirten erstmals ganzjährig zum Tragen gekommen sei und ab 1. März auch die Teilzeitstelle in der Waldpädagogik wieder besetzt sein werde. Das Forstrevier wird sich daher mit Schülerinnen und Schülern der Stephen-Hawking-Schule an der UNESCO-Projektwoche Anfang März beteiligen und im Laufe des Jahres auch Projekttage mit der Sambuga-Schule und den Waldkindergärten durchführen.

Planen und entwickeln

Auf die Waldveränderung durch den Klimawandel ging auch Forstdirektor Sebastian Eick nochmals ein. Früher habe man gemeint, die Kiefer vertrage alles, aber die starke Sommerhitze vertrage sie tatsächlich nicht, stellte er fest. Die Frage, ob es nun eine Rückführung zu Laubholzbeständen geben solle, stelle sich. Die forstliche Versuchsanstalt arbeite an einem Konzept für einen Pflege- und Entwicklungsplan, der alle Waldbesitzer umfassen solle, so Eick. Das Konzept solle bis zum Sommer 2018 stehen. Dass in Walldorf auf das Hotspot-Projekt am Saupfergbuckel eine weitere Maßnahme am Maulbeerbuckel folgt, berichtete Eick ebenfalls. Auch diese Maßnahme läuft im Programm „Lebensraum Oberrhein – Naturvielfalt von nass bis trocken“. Eick hob hervor, dass hier offene Flächen geschaffen würden, um Lebensraum für gefährdete Pflanzenarten zu schaffen. Die Bereiche mit Laubholz sollen aber erhalten bleiben. Bis zum Jahr 2019 wird dieses Projekt aus Fördergeldern finanziert und kostet die Stadt nichts. Sorgen machen dem Forst jedoch die Wildschweine, die „alles umpflügen“, so Eick. Sogar die geschützten Pflanzen im Reilinger Eck seien vor ihnen nicht sicher und hätten mit einem massiven Zaun geschützt werden müssen. Trotz Drückjagd mit der motivierten Jägerschaft sei der Bestand nach wie vor „extrem hoch“. Für die Waldbesucher gab Eick aber Entwarnung. Das Wild sehe in der Regel keinen Grund anzugreifen.

Neue Wege einschlagen

Bürgermeisterin Christiane Staab sah nach den Ausführungen der Forstleute ein „breites Bündnis“ vieler Akteure als sehr wichtig an, denn man müsse „neue Wege einschlagen“.
Dr. Gerhard Baldes (CDU) lobte die Projekte des Forstreviers. Er unterstrich die Bedeutung der Maßnahmen, zum Beispiel das Pflanzen und Entwickeln „hochwertiger Kulturen“ für künftige Generationen. „Wir profitieren selbst von unseren Vorfahren“, meinte er. Er sprach sich auch dafür aus, Projekte wie „Social Forest“ mit katalanischen Kräften fortzuführen. Das Projekt am Maulbeerbuckel wertete er als „Geschenk“.
Auch Dr. Andrea Schröder-Ritzrau (SPD) lobte die Arbeit des Forstreviers. „Der Wald ist in allerbesten Händen“, meinte sie. Der Wald sei wichtiger Lebensraum für Walldorf und Lernraum für die Kinder. Auch sie sprach sich für die Fortsetzung von „Social Forest“ aus und für das Hotspot-Projekt am Maulbeerbuckel. Die biologische Vielfalt zu bewahren und zu reaktivieren, sei enorm wichtig. Als Wunsch und Anregung gab sie dem Revierförster noch mit, lieber eine Sitzbank zu viel als zu wenig im Wald aufzustellen. Glasbrenner gab hier zu bedenken, dass jede Bank auch hohen Betreuungsaufwand bedeute wegen der Verkehrssicherungspflicht, sagte aber zu, „etwas daran zu arbeiten“.
Hans Wölz (Bündnis 90/Die Grünen) lobte die Arbeit des Forstreviers ebenfalls und sah die Fort- und Weiterbildung für die Forstwirte als sehr wichtig an. Dass Walldorf hier „vorbildlich“ sei, bestätigte ihm der Revierförster. „Unsere jungen engagierten Forstwirte werden sehr gefördert“, erklärte er.
Wie wichtig es sei, die Vielfalt und Eigenart von Natur und Landschaft zu sichern, hob auch Günter Lukey (FDP) hervor, der die forstlichen Maßnahmen ebenfalls begrüßte. Auch er sprach sich für die Weiterführung von „Social Forest“ aus. Er sprach auch noch das Eschensterben in Baden-Württemberg an. Wie Sebastian Eick erklärte, sei Walldorf hier nur am Rande betroffen. Generell würden aber keine Eschen mehr gepflanzt.
Den Plan für das kommende Forstwirtschaftsjahr, der von einem Defizit von 95.000 Euro ausgeht, beschloss der Gemeinderat einstimmig.

Walldorf. Maulbeerbuckel im Wald bei der Waldschule. Mit Gunter Glasbrenner. 27.01.2016 - Helmut Pfeifer.

Das nächste Hotspot-Projekt startet auf dem Maulbeerbuckel (Foto: Pfeifer,Text: Stadt Walldorf)

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