Vor allem im älteren Teil des Friedhofs gibt es freie Flächen wie hier rechts im Bild, die belegt werden sollen.
Lücken sollen geschlossen werden
„Wir wollen eine Weiterentwicklung des Friedhofs erreichen“, sagte Stadtbaumeister Andreas Tisch in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. Dafür stellte er planerische Überlegungen vor, denen das Gremium einhellig zustimmte. Dabei geht es vor allem darum, Lücken in der Gräberbelegung zu schließen, neue Bestattungsformen zuzulassen, einen Aufenthaltsbereich für die Trauerarbeit zu schaffen und die Flächen im westlichen Bereich stärker mit Bäumen zu begrünen. Nach der Zustimmung des Gemeinderats wird es nun an die konkreten Planungen und deren Umsetzung gehen.
Zentrales Thema ist die Wiederbelegung freier Flächen im alten und mittleren Friedhofsteil. Diese Lücken seien gerade „in der Pflege und Unterhaltung problematisch“, so der Stadtbaumeister. Da es vor allem im alten Teil noch viele Doppelwahlgräber gebe, die kaum noch nachgefragt seien, denke man über Veränderungen in der Belegung nach, um diese Lücken schneller wieder zu füllen: So würde man in diesem Bereich auch Einzelgräber zulassen. Im mittleren und neuen Teil würde sich laut Tisch eine Mischung der Bestattungsformen anbieten, in größeren Lücken wären ergänzend Urnenbestattungen denkbar. Urnengräber wären nach den Worten des Stadtbaumeisters „versetzt in zwei Reihen hintereinander“ möglich, auch Urnenerdkammern könnten in die Grabfelder integriert werden.
Die Verwaltung halte auch sogenannte Urnengemeinschaftsgrabfelder für eine Möglichkeit. Dafür hätten sich die Gremien allerdings in den bisherigen Beratungen „nicht ausgesprochen“, so Tisch. Stattdessen soll zunächst ergänzend geprüft werden, ob kleinere Standorte für gärtnergepflegte Grabstätten genutzt werden können. Neu schaffen will man das Angebot der Urnenbestattung am Baum, wofür sich nach den bisherigen Überlegungen der Bereich nördlich des anonymen Gräberfelds anbieten würde.
„Wir haben uns auch mit dem Thema Aufenthaltsbereich beschäftigt“, sagte Andreas Tisch. Dieser könnte beispielsweise für die Trauerarbeit genutzt werden – hier stehe die Stadt bereits mit einer Gruppe aus Walldorf in Kontakt. Denkbar wäre eine Fläche für den einfachen Aufenthalt, die die Begegnung von Gruppen zur Erinnerung und zum Austausch oder auch kulturelle Veranstaltungen ermöglicht. Geplant ist außerdem, auf der westlichen Reservefläche des Friedhofs mehr Grün zu schaffen, dort Bäume zu pflanzen und ihr so einen parkähnlichen Charakter zu verleihen.
Der Friedhof sei ein „Ort der Begegnung mit Menschen“, sagte Petra Marx (CDU). Die vielen Lücken fielen auf, es sei „richtig und wichtig“, diese zu schließen. Darüber hinaus müsse man auf die veränderten Bestattungsformen reagieren. „Positiv sehen wir den Plan, den westlichen Teil stärker zu bepflanzen“, erklärte Petra Marx. Die Aufenthaltsqualität sei wichtig, es gelte, den Friedhof zu erhalten und zukunftsfähig zu gestalten.
Petra Wahl (SPD) sagte, ihre Fraktion habe bereits im vergangenen Jahr angeregt, das Konzept für den Friedhof weiterzuentwickeln. Der Friedhof stehe vor vielen Veränderungen, denn immer mehr Menschen wünschten sich alternative Bestattungsformen. So bestehe jetzt „die Chance“, den Friedhof neu zu gestalten und „den aktuellen Bedürfnissen anzupassen“, so Petra Wahl. Die geplante Weiterentwicklung sei „ausdrücklich zu befürworten“.
Paula Glogowski begrüßte für die FDP, dass „eine behutsame Weiterentwicklung angestrebt“ werde. Die Lücken zu schließen, sei ressourcenschonend, optisch ansprechender und verringere den Pflegeaufwand. Urnenbestattungen am Baum seien eine sinnvolle Ergänzung. Der Friedhof habe schon heute eine Aufenthaltsqualität, diese könne durch Angebote wie Flächen für die Trauerarbeit noch erweitert werden.
„Die Umgestaltung ist nicht nur gut, sondern auch notwendig“, sagte Moritz Winnes (Bündnis 90/Die Grünen). Man müsse mit der Zeit gehen und auch neue Bestattungsformen anbieten. So finde er persönlich die Idee mit den Urnengemeinschaftsgrabfeldern gut, seine gesamte Fraktion begrüße weitere Baumpflanzungen.
Für Mihriban Gönenç (Zusammen für Walldorf) sind die Planungen „sinnvoll“, sie helfen aus ihrer Sicht, „den vorhandenen Platz besser zu nutzen“. Mit einem Bereich „zum Verweilen und Gedenken“ könne man die Trauerarbeit „enorm“ unterstützen. Mihriban Gönenç sprach auch an, dass sich immer mehr Menschen mit Migrationshintergrund auf dem hiesigen Friedhof bestatten lassen wollten. „Wir brauchen Raum für unterschiedliche Traditionen“, sagte sie.
Wilfried Weisbrod (Bündnis 90/Die Grünen) sprach ergänzend das neue Bestattungsgesetz in Rheinland-Pfalz an, dass jetzt unter anderem eine Flussbestattung der Totenasche oder die Aufbewahrung einer Urne zuhause erlaubt. „Wenn das bei uns kommt“, könne man über weitere Änderungen nachdenken, sagte er.
Text und Foto: Stadt Walldorf