Reicht an heißen Tagen ein Ventilator? Oder muss gerade in Betreuungseinrichtungen doch eine Klimaanlage her? Fragen, die jetzt grundsätzlich diskutiert werden sollen.
Der Ausschuss für Technik, Umwelt, Planung und Verkehr wird sich in einer seiner kommenden Sitzungen ganz grundsätzlich mit der Frage beschäftigen, ob und wie eine Klimatisierung städtischer Gebäude notwendig und möglich ist. Eine solche Grundsatzdebatte hatte die FDP-Fraktion beantragt, der Gemeinderat konnte dem am Dienstagabend einhellig zustimmen. Der besondere Fokus soll auf Einrichtungen gelegt werden, in denen sogenannte vulnerable Gruppen, also vor allem Kinder und ältere Menschen, betreut werden. Es wird sowohl um die Nachrüstung bestehender Gebäude gehen als auch um die Planung für künftige Neubauten. Und es soll geprüft werden, wie die Umsetzung möglichst klimafreundlich – also durch „grünen“ Strom, etwa aus Photovoltaikanlagen – erfolgen kann.
„Unerträglich“ seien die Zustände in manchen Räumen der städtischen Betreuungseinrichtungen während der Hitzewelle Ende Juni und Anfang Juli gewesen, sagte Paula Glogowski für die FDP in der Begründung des Antrags. Nachdem in Kindertagesstätten teils Raumtemperaturen von über 35 Grad Celsius gemessen worden seien, hätten zahlreiche Appelle ihre Fraktion erreicht, sich des Themas anzunehmen. Im Antrag heißt es, das seien „Bedingungen, die weder für die Kinder noch für das Personal zumutbar sind“. Es gehe nicht um ein „Wohlfühlthema“, machte Paula Glogowski deutlich, sondern neben dem Gesundheits- auch um den Arbeitsschutz. Dabei müsse man vor allem die „Brennpunkte“ in den Blick nehmen, „dort, wo die Temperaturen über 30 Grad liegen, müssen wir aktiv werden“.
Zur Umsetzung sagte die FDP-Fraktionsvorsitzende, man teile die in der ausführlichen Sitzungsvorlage begründete Meinung der Stadtverwaltung, dass vor einer technischen Kühlung zunächst alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sein müssten – Dämmung, Sonnenschutz oder beispielsweise auch Lüften in den frühen Morgenstunden. Sollte das aber nicht ausreichen, „darf auch der Einbau von Klimaanlagen kein Tabu sein“ so Paula Glogowski. Mit Blick auf die Klimaschutzziele der Stadt sei das dann immer „eine Frage der Abwägung“, in der man jedes Gebäude einzeln und technologieoffen betrachten müsse. Da das Thema sehr komplex sei, plädiere man für „eine detaillierte Vorberatung“ und eine offene Diskussion. Paula Glogowskis Appell an die Ratskollegen: „Wir brauchen den politischen Willen, hier etwas zu bewegen.“
Für den erkrankten Mathias Pütz verlas Petra Marx (CDU) dessen Stellungnahme und erteilte die Zustimmung, das „auch für uns durchaus relevante Thema“ auf Ausschussebene genauer zu beraten. Es sei „unerlässlich“, sich mit der Klimafolgenanpassung für städtische Gebäude zu beschäftigen. Zwar steigere eine technische Kühlung den Energieverbrauch, andererseits wachse in Walldorf die Kapazität zur regenerativen Erzeugung von Elektrizität. Und die CDU räume einer „akzeptablen Raumtemperatur“ in Betreuungs- und Pflegeeinrichtungen die Priorität gegenüber den Energieeinsparzielen ein. Allerdings gehe es dabei nicht um „technische Maximallösungen“, sondern um „adäquate Abhilfe“.
Auch für die SPD, so Dr. Andrea Schröder-Ritzrau, möchte der Antrag „erträgliche Temperaturen in Kitas und Schulen“ erreichen und keine generelle Klimatisierung städtischer Räume. „Wir müssen genau hinsehen, was notwendig ist“, forderte sie ein „situationsbedingtes Vorgehen“. Dabei müsse man auch über Grenzwerte reden, sagte sie und nannte als Beispiel die Vorgabe der Deutschen Unfallversicherung, nach denen ab 30 Grad in Räumen Maßnahmen dagegen zu ergreifen seien und die Räume ab 35 Grad nicht mehr für eine Nutzung geeignet seien. Lösungen bieten aus Sicht der SPD nicht nur technische, sondern auch organisatorische Maßnahmen, etwa die richtige Schulung der Fachkräfte. Und für Neubauten brauche man „innovative, gut durchdachte Konzepte“, so wie das auch im neuen Pflegeheim geplant sei.
„Die Hitze wird in Walldorf zu einem immer größeren Problem“, sagte Maximilian Himberger (Bündnis 90/Die Grünen) mit Blick auf die zunehmende Anzahl sogenannter „heißer Tage“, an denen die Höchsttemperatur 30 Grad erreicht oder übersteigt. Deshalb stehe man dem Thema „grundsätzlich positiv gegenüber“. Allerdings dürfe „der Einbau von Klimaanlagen nicht unsere einzige Antwort auf den Klimawandel sein“. Bei Neubauten müsse man die Kühlung schon mitdenken, für den Bestand brauche es zunächst eine Gesamtübersicht, so Himberger.
Die Hitze sei in diesem Sommer in vielen Betreuungseinrichtungen „richtig drückend“ gewesen, sagte Mihriban Gönenç (Zusammen für Walldorf), und damit „belastend, für die Menschen, die sich dort aufhalten, und für das Personal“. Deshalb sei für sie „die Frage nicht ob“, sondern wo man am nachhaltigsten und am gerechtesten für Klimatisierung sorge. Es müssten die Einrichtungen in den Fokus genommen werden, in denen besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen wie Kinder und Senioren untergebracht seien. „Wir müssen ganzheitlich denken, dann schaffen wir nachhaltige Lösungen“, sagte Mihriban Gönenç.
Text und Foto: Stadt Walldorf