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Laufen – eine himmlische Erfahrung

28. Mai 2014 | Anpfiff ins Leben e.V., Das Neueste, Photo Gallery

Laufen mit Federn – eine himmlische Erfahrung

 

Anpfiff ins Leben e.VSelbst das Wetter hatte ein Einsehen: Der Regen hörte auf, die Wolken verzogen sich und die Sonne kam heraus, als am Samstag, dem 24. Mai 2014, im Waldstadion Walldorf eine sehr besondere Veranstaltung begann.

Anpfiff ins Leben e.V. hatte für das Projekt „Sport für Amputierte“ zu einem Laufevent eingeladen.

Eröffnet wurde die Veranstaltung von Moderator Frank Schumacher, der locker und gleichzeitig empathisch durch das Programm führte. Diana Schütz, Projektkoordinatorin und selbst oberschenkelamputiert, betonte, wie wichtig es für Menschen mit Amputationen und anderen Gliedmaßenfehlbildungen ist, immer wieder die eigenen Grenzen zu testen, Neues auszuprobieren – und regelmäßig Sport zu treiben. Sie ist sich sicher, dass in Walldorf-Wiesloch vieles möglich, der Boden dafür gut bereitet ist. Das zeigte sich auch darin, dass die Anpfiff 031Teilnehmer und Teilnehmerinnen weite Anfahrtswege in Kauf nahmen, um an diesem Tag mit professioneller Anleitung nicht nur am Fitness- und Nordic-Walking-Training teilzunehmen, sondern auch die sehr seltene Gelegenheit nutzten, Lauffedern der verschiedenen Hersteller Anpfiff 029auszuprobieren. Das Projekt wurde unterstützt von Karina Essig, die es wissenschaftlich begleitete, um die gesundheitsfördernde Wirkung der regelmäßigen Teilnahme an den Sportprojekten für Amputierte zu belegen.

Und während Thomas Gundelfinger, der das regelmäßige Fitnessprogramm „Sport für Amputierte“ als Trainer begleitete, mit seiner ersten Trainingseinheit begann, wurde an den Ständen von adViva, Pohlig, Mayer & Rexing und Schmieg schon eifrig „geschraubt“. Die ganz ungeduldigen Teilnehmer und Teilnehmerinnen waren direkt an die Pavillons gegangen, um sich dort die verschiedenen Lauffedern der Firmen ottobock, endolite, Freedom Innovation und össur anzuschauen, sich die Unterschiede erklären zu lassen – und sie endlich auszuprobieren.Anpfiff 032

Barbara Ruppert ist die Erste, die begeistert und mit leuchtenden Augen von ihrer Erfahrung berichtet: „Das ist himmlisch. Ich wusste gar nicht mehr wie das ist, so schnell zu laufen.“ Barbara, die vor 15 Jahren einen Unfall erlitt, der eine Amputation erforderlich machte, ist grundsätzlich sehr sportlich. Sie schwimmt und fährt Fahrrad, nimmt niemals einen Aufzug, ist stets in Bewegung. „Wie im 7. Himmel habe ich mich gefühlt, wie ein Kind, das im Sommer sein erstes Eis bekommt.“

Die junge Frau hatte auch Anpfiff 028gleich schon ein Ziel: Ihr Traum ist es am nächsten Darmstadt Marathon teilzunehmen. So, wie sie jetzt dasteht, so begeistert und energieladen, wird sie es schaffen.

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Anton Nagl und Christine Staab

Christiane Staab, Bürgermeisterin der Stadt Walldorf, war sichtlich beeindruckt. Sie stand neben dem Vereinsvorsitzenden Anton Nagl, der es sich nicht hatte nehmen lassen, vor Ort zu sein. „Es ist ein Klassiker“, sagte sie, „dass Nichtbetroffene gucken. Aber hier guckt man, weil es so spannend ist.“ Denn: „Normalerweise sind Prothesen nicht sichtbar, wenn Hosen und lange Röcke darüber getragen werden, aber hier kann man sehen, was alles möglich ist. Hier wird Lebensqualität zurückgegeben.“ Christiane Staab bedankte sich bei „Anpfiff ins Leben“ dafür, dass das Projekt „Sport für Amputierte“ seinen Standort und damit seine Heimat in Walldorf gefunden hat.

Anpfiff 026Gabriele Toyoda hat einen weiten Weg auf sich genommen, um hier einen Eindruck zu gewinnen, was alles möglich ist mit Prothesen. Sie kommt aus Leipzig und ist dort auf der Orthopädie&Technik-Messe auf „Anpfiff ins Leben“ aufmerksam geworden. Sie ist seit ihrem 8. Lebensjahr beinamputiert und – wie sie selbst sagt – nicht sportlich. Trotzdem wagt sie sich, sehr behutsam und freundlich unterstützt von Sara Mezzi, Leichtathletik-Trainerin des TSV Bayer Leverkusen 04, eine Lauffeder auszuprobieren. Die ersten Schritte sind schwer, alles ist ungewohnt. Doch dann gelingt es, und an der Hand von Sara Mezzi beginnt sie, die Tartanbahn ein Stück entlang zu laufen. Später nimmt Gabriele auch am Nordic-Walking teil. Sie ist zu recht stolz auf sich und ihre Leistungen an diesem windig-sonnigen Tag. Sie möchte unbedingt die Fotos, die auch von ihr gemacht wurden, um nicht zuletzt ihrer Tochter belegen zu können, wie es war, als sie ihre Grenze neu gezogen hat.

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Diana Schütz, Frank Schumacher und Sara Mezzi

Sara Mezzi, die schon gehandicapte Sportler bis hin zu den Paralympischen Spielen begleitet hat, rät dazu, die eigenen Erfahrungen weiter zu geben. Die körperlichen Voraussetzungen sind erfüllt, wenn die Gehschule nach der Amputation erfolgreich absolviert wurde. Sie beobachtet die Teilnehmer beim Laufen und ist zufrieden mit den ersten Versuchen: Sie hat einige Bewegungstalente unter den Läuferinnen und Läufern gesehAmputierte2945x538301c1907en. „Man darf die Prothese nicht als Fremdkörper betrachten“, ist ihr Resümee. Es bedarf einer guten Koordination beim Lauf mit der Feder, und der Energieverbrauch ist etwa doppelt so hoch wie bei „zweibeinigen“ Läufern. Thomas hat Tränen in den Augen. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wie es sich anfühlt, so schnell zu laufen. Er würde seine federleichte Prothese am liebsten „schnell anwachsen lassen“, damit er sie nicht mehr hergeben muss. Er ist seit 27 Jahren das erste Mal wieder gerannt.

Caro Wehner führt mit ihren drei ebenso kleinen wie lebhaften und aufmerksamen Hunden Agility vor. Sie trägt ihre Prothese sehr selbstbewusst und strahlt Lebensfreude aus. Sie rahmt das Programm ein, das sich auch Maskottchen Toni Tausendfüßler von Anpfiff ins Leben e.V. nicht entgehen lässt. Toni läuft mit den Gehandicapten über die Bahn und kommt dabei ganz schön ins Schwitzen.

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Anpfiff ins Leben

In den wenigen Stunden, in denen die Veranstaltung lief, haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehr bemerkenswerte Erfolge erzielt. Jochen hört überhaupt nicht auf zu Laufen, testet die verschiedenen Federn und weiß auch schon, welche ihm am besten gefallen hat. Die Aussteller mit ihren Technikern sind ebenfalls sehr beeindruckt. Sie sind überrascht, wie schnell Anpfiff 008alle Tipps umgesetzt wurden und auch über diesen überbordenden Spaß am Sport. Sie sind überwältigt von der Vielfalt der Menschen und Patienten hier vor Ort. Die Rückmeldungen und Anregungen sind auch für Hersteller sehr wichtig. Auch sie wissen, wie wesentlich es für Menschen nach Amputationen ist, die Lebensqualität und Mobilität möglichst schnell wieder herzustellen und zu bewahren. Es dauert mehrere Wochen, bis die Schritte von der Anpassung bis zum Fertigstellung der Prothesen durchlaufen sind.

Franko Klahr steht am Rand der Tartanbahn. Er ist Lehrer an der Carl-Bosch-Schule in Heidelberg, der berufsbildenden Schule für Orthopädie-Technik und hat seinen Entschluss nicht bereut, heute als Zuschauer dabei gewesen zu sein. Er war als Techniker 2008 bei den Paralympischen Spielen in Beijing dabei – und seitdem hat ihn die Begeisterung für die Menschen, die mit ihren so verschiedenen Anpfiff 002Handicaps Hochleistungs- und Breitensport treiben, nicht mehr losgelassen.

Stefanie Wilke hat den weitesten Weg auf sich genommen. Sie kommt aus Berlin, über die Zeitschrift „Amputee“ wurde sie auf die Veranstaltung aufmerksam. Sie weiß um die Seltenheit der Gelegenheit, einmal mit einer Lauffeder und unter fachlicher Anleitung laufen zu können und hofft, dass es bald wieder eine solche Veranstaltung geben wird.

Insgesamt waren 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Laufevent – in Begleitung von Familie und Freunden. Sie alle wünschen sich, dass ihnen bald wieder eine solche Gelegenheit geboten wird, ihre Grenzen zu testen und zu verschieben. Ihre Begeisterung und ihre deutlich sichtbare Freude daran spornt „Anpfiff ins Leben“ an, das Projekt „Sport für Amputierte“ mit Elan weiter voran zu treiben.

 

Stephanie Riechwald

Bilder Wiwa

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