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Jugend als Zukunft im Mittelpunkt

20. Mai 2017 | Das Neueste, Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises

Polizei, Rhein-Neckar-Kreis, Stadt Heidelberg und Moscheegemeinden verstärken Dialog

Zweites Austauschtreffen von Polizei, Rhein-Neckar-Kreis, Stadt Heidelberg und der Moscheegemeinden im Landratsamt in Heidelberg: Jugend als Zukunft stand im Mittelpunkt des Dialogs.

Den bisherigen Dialog zu intensivieren und die vertrauensvolle Zusammenarbeit nachhaltig zu fördern war das Ziel des zweiten Informations- und Gedankenaustauschs zwischen den Imamen und Moscheevereinsvorsitzenden aus dem Rhein-Neckar-Kreis, dem Stadtkreis Heidelberg sowie dem Polizeipräsidium Mannheim am Dienstag, 9. Mai 2017.

Eingeladen in das Landratsamt in Heidelberg hatten Polizeipräsident Thomas Köber, Polizeipräsidium Mannheim, Landrat Stefan Dallinger, Rhein-Neckar-Kreis, und Bürgermeister Erichson, Stadt Heidelberg, um über aktuelle Themen von Islamfeindlichkeit und religiösen Extremismus bis hin zur Prävention zu diskutieren.

Beteiligt war erneut Talat Kamran vom Kooperationspartner Mannheimer Institut für Integration und interreligiösen Dialog e.V. und erstmals auch Vertreterinnen und Vertreter der Städte und Gemeinden mit Moscheestandort im Rhein-Neckar-Kreis. Für das Schwerpunktthema „Jugend als Zukunft“ konnten Wolfgang Heckmann, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Heidelberg und Florence Brokowski-Shekete, Schulrätin beim Staatlichen Schulamt Mannheim gewonnen werden, die die Unterstützungsangebote für Jugendliche in der Bildung und auf dem Weg in das Berufsleben vorstellten.

21 Imame und Vertreterinnen und Vertreter von insgesamt 11 muslimischen Einrichtungen waren der Einladung gefolgt. „Ich freue mich sehr, heute den Dialog mit Ihnen allen fortsetzen zu können“, so Landrat Stefan Dallinger bei seiner Begrüßung. Dem Kreischef sei es wichtig, die Rolle der Moscheegemeinden bei der langfristigen Integration der muslimischen Neuzugewanderten herauszustellen. Themen der letzten gemeinsamen Dialogveranstaltung waren zum Beispiel, wie Geflüchtete beim Erlernen der deutschen Sprache unterstützt oder wie Religion und Beruf in Einklang gebracht werden können.

Für heute werde das Thema Jugend als Zukunft in den Vordergrund gestellt, um insbesondere über Unterstützungsangebote für Jugendliche in der Bildung und auf dem Weg in das Berufsleben zu sprechen, so der Landrat. Heidelberg sei mit seinen Schulangebot für Jugendliche in einer erfreulichen Situation“, erläuterte der Heidelberger Bürgermeister Wolfgang Erichson. Hier würden 50 Prozent aller Kinder mit Migrationshintergrund mit dem Abitur die Hochschulreife schaffen. Ziel sei es darüber hinaus alle Kinder und Jugendliche für den Arbeitsmarkt ausbildungsfähig zu machen.

Hierfür gebe es bereits erfolgreiche Projekte in Heidelberg, wie den Azubifonds mit der Bundesagentur für Arbeit und die Kompetenzagentur. Polizeipräsident Thomas Köber vom Polizeipräsidium Mannheim benannte den religiös motivierten Extremismus weltweit und das Lauterwerden eines islamfeindlichen Populismus vor allem in Europa als echte Herausforderungen, denen wir uns hier in der Region gemeinsam stellen müssen. Gewalt, Drogen, neue Medien und Radikalisierung sind die Spaltaxt der Gesellschaft, so Köber. Und weiter: „Wir müssen Schwachstellen aufdecken und überwinden, damit unsere Gesellschaft zusammen bleibt.“

Die Arbeitslosenquote sei gering, so dass es Platz und Beschäftigung für alle gebe. „Wir sind gefordert, entsprechende Rahmenbedingungen zu definieren, uns als bunte Gesellschaft zu begreifen“, so der Appell des Polizeipräsidenten. „Gut, dass es diesen Austausch gibt“, sagte Talat Kamran vom Mannheimer Institut für Integration und interreligiösen Dialog e.V. Er wies auf Missverständnisse hin, die zwischen Jugendlichen unterschiedlicher Religionen entstehen können und warb für eine Mehrheitsgesellschaft, die verschiedene Religionen, Sprachen und Kulturen zulässt und sich trotzdem als Einheit sieht. Radikalisierung könne man nur gemeinsam bekämpfen, betonte er.

Dabei müsse es eine ehrliche Annährung geben, bei der auch Muslime bereit sein müssen, zuzuhören und zu diskutieren. Im Hinblick auf junge Menschen war ihm dabei wichtig, die bildenden Künste nicht aus den Augen zu verlieren. Dies gelte für Schulen gleichermaßen wie für Moscheen. Die Beschäftigung mit islamischer und moderner Kunst könne wie eine Schutzimpfung gegen Radikalisierung wirken.

Die Schulämter und Schulen haben bereits viele Voraussetzungen und Netzwerke für die Integration von Kindern und Jugendlichen geschaffen, zeigte Brokowski-Shekete auf. Hierzu gehören Sprachförderprojekte an Schulen, das Netzwerk interkulturelles Lernen, Beratungen und Betreuung im Bereich Migration und Kooperationen mit Hochschulen. Ziel sei es, Brücken zu bauen – sprachlicher und kultureller Natur. Hierzu gehöre auch der islamische Religionsunterricht, der an zwei Schulen in Heidelberg bereits angeboten wird.

Wichtig sei es, keine Jugendlichen zu verlieren, sondern sie bis zum Abschluss und in den Arbeitsmarkt zu führen, leitete Landrat Stefan Dallinger zum Geschäftsführer der Agentur für Arbeit in Heidelberg, Wolfgang Heckmann über. Wichtiger Grundstein für die duale Ausbildung und bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt sind die deutsche Sprache, gute Mathematikkenntnisse und eine gute schulische Bildung, so Heckmann. Es bestehen eine Vielzahl an Unterstützungsmöglichkeiten dieser Jugendlichen, wie beispielsweise Praktika in Betrieben, die VABO-Klassen der berufsbildenden Schulen, Azubifonds und das Programm Übergang Schule-Beruf.

Der Integration Point, bei dem unter anderem das Jobcenter Rhein-Neckar-Kreis, die Arbeitsagentur und die Stabsstelle Integration des Landratsamts Rhein-Neckar-Kreis gebündelt sind, bieten vielseitige Angebote und Beratungen an. Aus der Runde der Moscheegemeinden wurden deutlich, dass ein erfolgreicher Weg zur Integration über den Sport zu finden sei.

Hier müsse zum Beispiel bei den sehr aufwändig zu erhaltenden Spielerberechtigungen in Fußballvereinen nachjustiert werden. Ebenso wurde deutlich gemacht, dass es bereits vielfältige Arten von Jugendarbeit in muslimischen Gemeinden gibt, u.a. Sprach- und Sportangebote sowie kulturelle Aktivitäten wie Tanz und Musik. Wichtig sei es, die Angebote richtig zu platzieren. Dem stimmte Polizeipräsident Thomas Köber uneingeschränkt zu. Wichtig sei, mit Sprachförderung bereits im Kindergartenalter zu beginnen.

Über den Bereich Sport und die daraus resultierende Anerkennung, verbunden mit einem guten Schulabschluss, könne sehr effektiv ein Gefühl der Zugehörigkeit geschaffen werden, führte er weiter aus. In diesem Rahmen stellte die Integrationsbeauftrage des Kreises, Anne Kathrin Wenk, die Planung einer Bildungsdatenbank zur strukturierten Darstellung von Bildungsangeboten für Neuzugewanderte vor. Diese kann in einem folgenden Entwicklungsschritt erweitert werden, um weitere Zielgruppen zu erreichen.

Hier ergänzte der Leiter des Ordnungsdezernats im Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis, Christoph Schauder: „Es müsse vermieden werden, dass Angebote an den Betroffenen vorbeigehen“. Er appellierte daher an alle, mit der Stabsstelle Integration in Kontakt zu bleiben und die verschiedenen Angebote in der Breite zu nutzen. „Gerade in einer Situation, in der häufig pauschal über den Islam geurteilt wird, brauchen wir Aktivitäten und Strukturen, die auf sozialen Frieden und Religionsfrieden hinarbeiten“, so Landrat Dallinger. Und führte weiter aus: „Jede und jeder kann etwas beitragen, damit Dialog, Integration und letztlich das Miteinander der Religionen gelingen kann.“

Eine gute Bildung und das Beherrschen der deutschen Sprache seien dafür wichtige Voraussetzungen. „Mit ist es sehr wichtig, dass es diesen Dialog gibt“, so das Fazit von Landrat Stefan Dallinger. Er habe viele Eindrücke und konkrete Aufträge mitgenommen. So werde er zum Beispiel mit den Sportkreisen die Voraussetzungen für eine Spielberechtigung klären.

„Wir werden die Gespräche mit den muslimischen Vereinen und den Imamen langfristig und nachhaltig fortsetzen“, betonte der Kreischef. Er dankte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern für die offene Diskussion und sicherte eine erneute Einladung zum Austausch zu.

 

Kontakte: Stabsstelle Integration beim Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis Ansprechpartnerin: Anne Kathrin Wenk E-Mail: [email protected] Tel. 06221 522-2209

Interreligiöser Dialog der Stadt Heidelberg Ansprechpartner: Bürgermeister Wolfgang Erichson E-Mail: [email protected] Tel. 06221 58-20600

Polizeipräsidium Mannheim Referat Prävention Ansprechpartner: Reiner Greulich und Wolfgang Reich E-Mail: [email protected] Tel. 06221 174-1244

 

Quelle Text/Foto: Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis

 

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