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Stellungnahme / Leserbrief zu Amnesty-Bashing

27. Dezember 2019 | Das Neueste, Leserbriefe

Sehr geehrter Herr P,

mit großer Überraschung und Verärgerung habe ich Ihren diffamierenden Artikel über Amnesty gelesen.

Sie schließen aus der schlichten Tatsache, dass im aktuellen Briefmarathon nicht der Fall von Julian Asange aufgegriffen wird – und die ehrenamtlich engagierten Amnesty-Vertreter*innen zufällig nicht über den aktuellen Stand im Fall Asange informiert waren, dass Amnesty ein Instrument der US-amerikanischen soft power sei.

Offenbar hat sich Ihre Recherche erstens auf den Fall Julian Asange und zweitens auf jene deutsche Journalist*innen beschränkt, die Amnesty-Deutschland 1961/62 gegründet haben.

Was Sie nicht recherchiert haben, ist z.B. dass in den vergangenen Jahren gleich zwei mit Asange vergleichbare Fälle – Edward Snoweden und Chelsea Manning – tatsächlich als Fälle des Briefmarathons aufgenommen wurden. Die vielen Hunderttausend Briefe, die weltweit für Chelsea Manning zusammengekommen sind, haben sicher ihren Beitrag zu ihrer Begnadigung durch Obama geleistet.

Auch gehört Amnesty zu den wenigen Organisationen, die die Verbrechen der USA im Zuge des Krieges gegen den Terror, inklusive Folter im Irak und Guantanamo, öffentlich gemacht haben. Das hat die US-Propaganda sicher nicht gefreut.

Amnesty ist es egal, wer die Menschenrechte verletzt – ob rechts oder links, Diktatur oder Demokratie, ob Staat oder Guerrilla/Warlords – sie verurteilt alle. Nur so kann sie ihre Unabhängigkeit wahren. 

Zum Schluss wünsche ich mir, dass gegenüber Julian Asange alle Menschenrechte, die er wie jeder andere hat, gewahrt werden und dass alle Verletzungen derselben unabhängig geprüft und dann abgestellt werden. Er ist sicher prominent, aber er ist nicht der einzige, dessen Rechte verletzt werden. Aber wie Sie selbst geschrieben haben, fehlen Informationen über das, was ihm gerade widerfährt. Wenn Amnesty aktiv werden will, braucht sie zuverlässige, verlässliche Informationen. Gibt es diese nicht, muss sie vorsichtig sein, will sie ihre Glaubwürdigkeit nicht aufs Spiel setzen. That’s it.

Also, keine Verschwörungstheorien bitte!

Stephan Brües, Medienverantwortlicher der Amnesty-Gruppe Wiesloch

 

 

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