Serie des Kreisforstamts über Erholungsorte im Wald (Teil 2): Tierisch gute Landschaftspflege – die Waldweide in Walldorf als Ausflugsziel
m Rahmen der aktuellen Serie des Kreisforstamts, die den Wald als Naherholungsraum vorstellt, rückt in Teil 2 ein besonderes Naturprojekt in den Fokus: die Waldweide in Walldorf. Zwischen Walldorf und Reilingen, im Bereich des „Reilinger Ecks“, begegnet man unter den Kiefern der Schwetzinger Hardt einer selten gewordenen Szene – hier sind wieder Weidetiere im Wald unterwegs. Seit fast 20 Jahren sorgen sie dort für naturnahe Landschaftspflege – trotz eines allgemeinen Weideverbots im Wald, das seit über 100 Jahren besteht.
Traditionelle Waldnutzung neu belebt
„Früher war das Weiden von Nutztieren im Wald ganz normal“, erklärt Revierförster Achim Freund. Die Tiere profitierten von dem vielfältigen Nahrungsangebot aus Bodenvegetation, Eicheln und jungen Baumtrieben. Zusätzlich wurde das abgefallene Laub als Einstreu in Ställen verwendet. Solche Nutzungen schufen mit der Zeit lichte, parkartige Waldlandschaften, die Lebensraum für spezialisierte Arten wie Heidelerche, Wendehals und Ziegenmelker boten. Die intensive Nutzung brachte jedoch auch Nachteile für die Waldentwicklung mit sich, weshalb sie im frühen 20. Jahrhundert gesetzlich verboten wurde. Damit verschwanden auch viele dieser besonderen Lebensräume.
Wiederbelebung für mehr Artenvielfalt
Das Naturschutzprojekt in Walldorf setzt genau an diesem Punkt an. Seit 2007 wird dort auf vier Hektar eine historische Form der Waldnutzung wiederbelebt – mithilfe von Ziegen, Schafen und Eseln. Ziel ist es, eine lichte Waldgesellschaft mit viel Sonnenlicht am Boden zu schaffen. Der Effekt auf die Artenvielfalt ist deutlich: 21 bedrohte Pflanzenarten konnten nachgewiesen werden, die Vogelarten haben sich laut Monitoring sogar verdreifacht.
Ausweitung des Projekts und neue Bewohner
Im vergangenen Jahr wurde die Weidefläche um vier weitere Hektar erweitert. Die ursprüngliche Fläche soll im Sommer geschont werden. Um dennoch eine gesunde Waldstruktur zu fördern, wurden 1.000 junge Kiefern gepflanzt und Eichen ausgesät. „Wir wollen, dass es Wald bleibt – nur eben anders genutzt“, so Freund. Die neue Fläche wird ab sofort von zwei Eseln, Bella und Camillo, beweidet. Im Winter übernehmen robustere Tiere wie Rinder oder Ziegen. Die Beweidung spart dabei nicht nur Maschinenarbeit, sondern schützt auch Bodenbrüter – vorausgesetzt, die Tiere werden nicht gefüttert, wie Förster Freund ausdrücklich betont.
Natur erleben auf dem Lehrpfad
In direkter Nachbarschaft zur Waldweide liegt der Naturlehrpfad „Reilinger Eck“. Sieben Stationen geben Einblick in die frühere Waldnutzung – darunter ein Ziehbrunnen, Infotafeln zur Streu- und Harznutzung sowie zur Waldentwicklung. Waldweide und Lehrpfad ergänzen sich thematisch und bieten ein lohnenswertes Ausflugsziel für Naturinteressierte jeden Alters.
Anreise und Orientierung
Wer die Waldweide besuchen möchte, kann am Parkplatz der Bürgerbegegnungsstätte Reilingen parken und von dort den Lehrpfad oder direkt die Weidefläche erkunden. Die Koordinaten des Areals lauten:
📍 49°18’23.6″N 8°36’22.3″E
Quelle: Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis