Lesung „Briefe gegen das Vergessen“
Wiesloch erinnert an Opfer der Deportationen nach Gurs
Vor 85 Jahren wurden 45 jüdische Wieslocherinnen und Wieslocher in das südfranzösische Lager Gurs deportiert. Die Stadt Wiesloch gedenkt dieses schrecklichen Ereignisses mit einer szenischen Lesung unter dem Titel „Briefe gegen das Vergessen“. Die Veranstaltung findet am Donnerstag, 23. Oktober, um 18 Uhr in der evangelischen Stadtkirche statt. Besucherinnen und Besucher erwartet eine Kombination aus Lesung, Bildershow, musikalischer Umrahmung und Moderation. Der Eintritt ist frei.
Im Zentrum der Lesung steht das Schicksal des jüdischen Ehepaares Leopold und Rositta Oppenheimer und ihres Sohnes Hans. Im Oktober 1940 wurden sie nach Gurs deportiert. Hans kam von dort als Fremdarbeiter auf einen Bauernhof im französischen Voralpengebiet. Über zwei Jahre hinweg schrieben sich die Eltern und ihr Sohn mindestens einmal pro Woche Briefe oder Karten, in denen sie von ihrem Alltag, Nöten, Sehnsüchten und Hoffnung berichteten.
Nach der Auslieferung im Sommer 1942 starb der Vater in Auschwitz, der Sohn nach einem Todesmarsch im KZ Buchenwald. Die Mutter Rositta überlebte in Frankreich und bewahrte sowohl ihre eigenen Briefe als auch die ihres Mannes und ihres Sohnes auf. Dieser einmalige Nachlass wurde vom Dielheimer Autor und Journalisten Anton Ottmann zu einer szenischen Lesung aufbereitet.
Bei der Aufführung lesen Anton Ottmann und seine Frau Ursula aus den Briefen der Eltern, während Friedrich F. Becht die Briefe von Hans vorträgt. Die Moderation übernimmt der ehemalige Bundestagsabgeordnete Prof. Gert Weisskirchen. Die musikalische Umrahmung gestaltet Martin Ritz am elektrischen Piano. Die Veranstaltung soll nicht nur erinnern, sondern auch die persönliche Dimension der historischen Tragödie erfahrbar machen.