Die Landtagsabgeordnete Christiane Staab (CDU) lud zu einer Vogelstimmenwanderung mit dem bekannten Ornithologen Pro. Dr. Michael Wink ein
Wahlkreis Wiesloch. Schon früh am vergangenen Sonntagmorgen ging es los, als rund 20 Naturfreunde der Einladung der Landtagsabgeordneten Christiane Staab zu einer Vogelstimmenwanderung im Wald folgten – eine Teilnehmerzahl, die sich als ideale Größe erwies, um die Stimmenvielfalt der Vogelwelt intensiv erleben zu können. Mit am Start: Prof. Dr. Michael Wink, einer der führenden Ornithologen Deutschlands, dessen Werk „Ornithologie für Einsteiger und Fortgeschrittene“ gerade in zweiter Auflage erschienen ist.
Bereits auf den ersten Metern zeigte sich, wie sehr sich Vogelbeobachtung über die Ohren entscheidet. „Man sieht fast nichts, aber man hört alles“, erklärte Wink. Dass man als Ornithologe tausende Stimmen kennen muss, war für die Teilnehmenden schnell nachvollziehbar. Wink: „Ich habe damit bereits zu Kinderzeiten angefangen, das ist der beste Zeitpunkt, später wird es schwer.“
Die Liste der gehörten und besprochenen Arten war eindrucksvoll: Rauchschwalben, die jedes Jahr über 10.000 Kilometer nach Afrika ziehen und dabei ihre Heimat nie vergessen, Türkentauben, die schon im Februar mit der Brut beginnen, und Buchfinken, deren Ruf mit viel Fantasie an „Bin, bin, bin ich nicht ein schöner Gardeoffizier?“ erinnert. Neben dem Zilpzalp, der seinen eigenen Namen ruft, meldeten sich akustisch unter anderem auch der Trauerschnäpper, das Rotkelchen und ein Kuckuck.
Der Kuckuck ist ein faszinierender Trickbetrüger
Prof. Wink nahm sich viel Zeit, um das raffinierte Verhalten des Kuckucks zu erklären, der im April aus Afrika zurückkehrt und nur drei Monate hier verbringt. Er legt seine Eier in fremde Nester und täuscht die Wirtseltern perfekt. Jedes Ei muss in Farbe und Größe ungefähr denen der sogenannten „Wirtsvögel“ gleichen, sonst wird es erbarmungslos aus dem Nest geworfen. Dabei hat sich die Evolution auf bemerkenswerte Weise spezialisiert: Weibliche Kuckucke sind genetisch auf bestimmte Wirtsarten geprägt. Es gibt daher Linien, die fast ausschließlich Zilpzalp-Nester wählen, andere wiederum bevorzugen Grasmücken oder andere Arten.
Kaum geschlüpft, übernimmt der junge Kuckuck das Kommando. Er wirft die anderen Eier und anderen Küken kurz nach seinem eigenen Schlüpfen aus dem Nest, sein Wunsch: als Einzelkind heranwachsen. Obwohl er bald größer als die Wirtseltern ist, wird er von diesen weiterhin eifrig gefüttert. Wenn jedoch die Bestände der Wirtsvögel sinken, hat auch der Kuckuck ein Problem, denn dann funktioniert seine Überlebensstrategie nicht mehr.
Spannendes Wissen humorvoll vermittelt
Prof. Wink unterhielt die Gruppe mit humorvollen Details. So erklärte er auch die Funktion der Vogelgesänge, die der Partnerwahl, aber auch der Revierabgrenzung dienen. Besonders wies Wink darauf hin, dass Hunde im Wald angeleint bleiben sollten, weil bodenbrütende Vögel wie das Rotkehlchen sonst in Gefahr geraten. Auch Pflanzen wie Misteln, Bärlauch, Maiglöckchen und Besenginster wurden thematisiert.
Am Ende der rund zweistündigen Wanderung bedankte sich Christiane Staab herzlich bei Prof. Wink für die unterhaltsame und lehrreiche Führung und bei allen Teilnehmenden für ihr Interesse. „Es ist einfach wichtig, solche Momente zu erleben und zu begreifen, wie wertvoll unsere Natur ist. Was wir kennen, das schützen wir auch“, sagte Staab zum Abschluss und lud alle Teilnehmer zu einem sonntäglichen Frühstück unter freiem Himmel ein.
Text und Fotos: Matthias Busse