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Auf dem Weg zum mündigen Bürger:

16. Mai 2020 | Bildung, Leitartikel, Photo Gallery

Erlebnisbericht der Klasse 9c der Otto-Graf-Realschule Leimen aus der „Vorzeit“ (Nicht aus dem Paläolithikum, sondern aus der „Vor-Corona-Zeit“…)

Mündige Bürger, die fähig zur Selbstbestimmung und kritischen Urteilsfindung sind, um nicht nur für sich selbst Verantwortung zu übernehmen, sondern auch für die Gesellschaft und den Staat, in dem sie leben wollen, fallen nicht „vom Himmel“. Es braucht Wissen, motivierende Lerngelegenheiten und Werte, die erfahrbar werden, damit sie auch gelebt werden können.

Die Förderung der SchülerInnen zu mündigen Bürgern treibt die Otto-Graf-Realschule Leimen mit ihrem Bildungspartner Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. schon seit mehreren Jahren in Rahmen einer vitalen Bildungspartnerschaft an. Zu den besonderen Lerngelegenheiten dieser Bildungspartnerschaft gehören die 2017 ins Leben gerufenen dreitägigen politisch-historischen Studienfahrten nach Niederbronn-les-Bains/ Frankreich. Das Programm rund um die Jugendbegegnungsstätte Niederbronn-les-Bains hat sich zu einem wertvollen „Außen-Klassenzimmer“ für die Realschüler entwickelt, in dem Themen des Geschichtsunterrichts wie der Erste Weltkrieg und der Nationalsozialismus sowie Themen des Gemeinschaftskundeunterrichts wie die Europäische Union an konkreten Orten begreif- und erfahrbar werden.

Die Perspektive eines Teilnehmers der letzten Fahrt der Klasse 9c vom 17.02.-19.02.2020 aus der „Vor-Corona-Zeit“ verdeutlicht die friedenspädagogische Dividende einer solchen Studienfahrt:

Die Studienfahrt nach Niederbronn-les-Brains in Frankreich begann früh am Montag des 17. Februar 2020. Jeder wusste, dass diese Klassenfahrt etwas Besonderes werden würde, weil wir als Klasse noch nie in einem fremden Land waren oder überhaupt die Möglichkeit bekommen hatten, Geschichte vor Ort anzuschauen und zu erfahren.  Man sprach bereits im Bus über das Programm, das uns erwarten würde, auch etwas über die Geschichte und über die Orte, die wir besuchen wollten. Wir besuchten das Museum Memorial Alsace-Moselle in Schirmeck, in dem wir eine Führung durch die Geschichte von Deutschland und Frankreich bzw. des Elsass bekamen. In der Führung ging es um die Kriege zwischen Deutschland und Frankreich. Der Museumsführer erzählte auch Geschichten von Personen, die in dieser Zeit lebten. Er erzählte, dass die Bewohner des Elsass dreimal ihre Staatsangehörigkeit wechselten, dies erstaunte viele. Der Museumsführer führte uns durch die Geschichte, bis wir am Ende der Tour bei der Europäische Union angelangten. Hier erkälte er uns, dass es seit Jahrzehnten Frieden zwischen Deutschland und Frankreich gibt und die EU auch einen großen Anteil an diesem Zustand des Friedens hat. Die nächste Station war der Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof. Ein Reiseleiter, den wir schon im Vorfeld kennenlernen durften, begleitete uns am Nachmittag. Er erzählt uns authentische Geschichten über den Krieg vor Ort, von seiner Mutter und von seinem Vater und dass beide gezwungen wurden, für die deutschen Besatzer als Zwangsarbeiter zu arbeiten. Der Referent selbst wuchs in der direkten Umgebung von Schirmeck auf. Interessant waren die Schilderungen aus der eigenen Kindheit. Mit vielen Eindrücken fuhren wir zur Jugendbegegnungsstätte Niederbronn-les-Bains. Nach dem Abendessen saßen wir noch lange zusammen und ließen den Tag anhand Leitfragen Revue passieren. Am nächsten Tag gab es einen Workshop. Der Leiter der Jugendbegegnungsstätte, Herr Klein, erzählte uns, dass viele Leute herkommen, um ihre Verwandten zu besuchen. Er schilderte, wie wertvoll es für ihn sei, sich die ganz persönlichen Geschichten der Friedhofsbesucher anzuhören, um sie letztlich auch uns und anderen Generationen weiter zu erzählen. Danach ging die Gruppe in ein Nebengebäude, in denen Geschichten über Personen ausgestellt waren, die in der Kriegszeit lebten. Anschließend gingen wir auf die Kriegsgräberstätte. Wir erfuhren, dass über 15.000 Personen auf dieser Kriegsgräberstätte bestattet liegen. Wir sahen Besucherbücher, in die man auch schreiben konnte, was man seinem verstorbenen Verwandten vielleicht noch sagen will. Wir haben in dem Workshop auch über tragische Geschichten von Personen, die auf dem Friedhof begraben sind, geredet. Die Stimmung in diesem Nebengebäude sowie während der Führung auf dem Friedhof war spürbar bedrückend und machte nachdenklich. Der nächste Punkt des Programms war die Maginot-Linie. Hier ging es 30 Meter unter die Erde. Das Erstaunliche war, dass noch vieles intakt war. Die Reiseleiterin zeigte uns einen Turm, den man noch heute ausfahren kann. Am letzten Tag der Fahrt ging es um die Europäische Union. Der Höhepunkt des Tages war der Besuch des EU-Parlaments. Zunächst gingen wir ins „Lieu d’Europe“, wo es viele Informationen zur EU gab. Wir konnten auch mit einem aktiven Politiker reden, der im Parlament 27 Jahre gearbeitet hat. Nach der Infostunde ging es dann zum Europäischen Parlament. Eine Dame des Besucherdienstes zeigte uns das Gebäude. Sie erzählte der Klasse, wie es aufgebaut ist, welche Funktionen es hat und führte uns auch zum Konferenzsaal. Zum Schluss der Führung gingen wir zum Besucherbereich, in dem wir weiter Infos über die EU sammeln konnten. Danach ging es in die Altstadt von Straßburg. Hier teilte sich die Klasse in Gruppen ein, um besser die Stadt zu erkunden. Um 16 Uhr war der Treffpunkt der Klasse am Busparkplatz für den Antritt zur Rückfahrt. Auf der Rückfahrt merkte man, wie begeistert die Klasse vom vielfältigen Programm der Studienfahrt war.

Wir bekamen in diesen drei Tagen tolle Einblicke in „Geschichte vor Ort“. Wir nahmen sehr viel Lehrreiches für die Zukunft mit und werden uns sicherlich in einigen Jahren noch an diese tolle Erfahrung erinnern.  Wir, die Klasse 9c, möchten uns herzlich bei vielen Personen bedanken, ohne die uns diese einmalige Möglichkeit nicht offen gestanden hätte:

Wir bedanken uns herzlich bei Frau Millot, Frau Wilde und Herrn Kohler für das Planen, Finanzieren und Organisieren dieser erlebnisreichen Fahrt. Ein großer Dank geht auch an die zahlreichen Spender, die die Fahrt im Rahmen der Rosenaktion bei EDEKA Walter so toll unterstützt haben. Besonders danken wir Herrn Stefan Walter, der seit Jahren diese Rosenaktion möglich macht, von der schon so viele Leimener Schüler profitieren konnten.

Herzlich bedanken möchten sich alle Beteiligten nicht nur bei den Verantwortlichen des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. und dem gesamten Team der Jugendbegebungsstätte Niederbronn-les-Bains., sondern auch bei der Stiftung „Gedenken und Frieden“, deren großzügige finanzielle Unterstützung die Reise mit ermöglichte. Seit 2017 macht die Unterstützung dieser Stiftung es mit möglich, dass allen Leimenern 9.Klässlern dieser Lern- und Erfahrungsraum offensteht.

Auch der Leimener Firma Häußler & Boileau Bau GmbH gilt unser herzlicher Dank für die vertrauensvolle Unterstützung der politisch-historischen Studienfahrten der Otto-Graf-Realschule.“

Text und Bilder: Martin Kohler

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