Angelika Schäfer (Mi.) wurde nach mehr als 40 Jahren in Diensten der Stadt Walldorf in den Ruhestand verabschiedet. Dazu gratulierten aus dem Kollegenkreis (v.li.) Andrea Dann, die Personalratsvorsitzende Annette Eckert, Nina Hack, Bürgermeister Matthias Renschler, Claudia Poletin, Fachbereichsleiterin Alena Müller, Klaudia Feuerstein, Martina Merklinger und Petra Sotzko.
Natürlich fließen ein paar Tränen. Bei Angelika Schäfer („ich wollte nicht weinen“), aber auch bei einigen ihrer Kolleginnen. Das ist dem Anlass aber auch angemessen: Denn nach mehr als 40 Jahren auf dem Walldorfer Rathaus, davon 33 Jahren im Standesamt, wird Angelika Schäfer von Bürgermeister Matthias Renschler in einer stimmungsvollen Feierstunde in den Ruhestand verabschiedet. Nach einer langen Reise, die zu Ende gehe, so sagt die Jubilarin vorher noch selbst, beginne für sie nun eine neue, „eine abenteuerliche Reise ins Ungewisse“. Dazu passen die Worte der Personalratsvorsitzenden Annette Eckert, die der Neu-Ruheständlerin mit den Worten von Albert Schweitzer („Du bist so jung wie deine Zuversicht“) bescheinigt, „weit weg von ‚alt‘“ zu sein, und sie zum „Triumph der Abenteuerlust über die Trägheit“ auffordert. „Bleib begeistert, liebe Angelika, und lass deine Seele nicht runzeln.“
„Danke für eure wunderbaren Worte, ihr habt mein Herz berührt“, sagt Angelika Schäfer, die als Letzte der Runde zu Wort kommt. Die gemeinsame Zeit auf dem Rathaus sei für sie „nicht nur beruflich, sondern auch persönlich sehr bereichernd“ gewesen, „ich möchte keine Sekunde davon missen“. Noch könne sie kaum fassen, „dass ich heute meinen Abschied begehe“ – aber so habe sie sich auch „nie vorstellen können“, einmal mehr als 40 Jahre in Diensten der Stadt gewesen zu sein. Dazu passt eine kleine Anekdote: Als der frühere Bürgermeister Heinz Merklinger in seiner damaligen Funktion als Erster Beigeordneter sie gefragt habe, ob sie die Aufgabe als Standesbeamtin übernehmen wolle, sei ihr „niemals“ so schnell gekommen, dass er zusammengezuckt sei. „Nach vielen schlaflosen Nächten habe ich mich dann aber dazu durchgerungen“ – und es nicht bereut. Bei der ersten Trauung sei sie „aufgeregter als das Paar“ gewesen. Und so könne sie heute auf 1302 geschlossene Ehen zurückblicken. Die Zeit sei erfüllend und bereichernd gewesen, sie habe unzählige Gespräche mit vielen Bürgern geführt, auch zu traurigen Anlässen. „Ich habe gelernt zuzuhören, das hat mich sehr bereichert“, sagt Angelika Schäfer. Den langjährigen Weggefährtinnen wünscht sie alles Gute, vor allem Gesundheit, und verspricht, dass die Freundschaft weiter bestehen bleibt.
„Sie haben es mit Leidenschaft gemacht“, bescheinigt Bürgermeister Matthias Renschler der scheidenden Mitarbeiterin, die er – je nach Perspektive – verabschieden „darf“ oder „muss“. Nachdem sie zuvor als Rechtsanwaltsgehilfin gearbeitet hatte, habe sie am 15. Februar 1985 bei der Stadt Walldorf begonnen und sei im September 1992 ins Standesamt gekommen. Ihm selbst habe Angelika Schäfer „eine wunderbare Einführung“ in die Aufgaben als Standesbeamter gegeben, „das hat mich persönlich sehr weitergebracht“ und sei „eine wertvolle Schule“ für die Trauungen gewesen, die er als Bürgermeister durchgeführt habe. „Vielen Dank für die langjährige Treue zur Stadt und Ihre wertvolle Arbeit“, sagt Matthias Renschler.
Alena Müller, als Leiterin des Fachbereichs Ordnung und Umwelt auch fürs Standesamt zuständig, sagt, Angelika Schäfer sei für viele Menschen „ein beruhigender, zuverlässiger Ansprechpartner“ gewesen, für viele Paare ein „Fels in der Brandung an einem der wichtigsten Tage in ihrem Leben“. Sie habe immer den richtigen Ton gefunden und allen das Gefühl gegeben, „gut aufgehoben zu sein“. Dabei gehe es auf dem Standesamt nicht nur darum, „Glitzer zu streuen“, auch der Friedhof gehöre dazu. Es sei „keine einfache Aufgabe“, wenn die Angehörigen eines Verstorbenen vor einem säßen oder man sich durch den Paragrafendschungel kämpfen müsse. Sie bedauert, wie viel Erfahrung, Fach- und Expertenwissen dem Rathaus verloren gehen, und dankt „von ganzem Herzen für deine Arbeit, deine Verlässlichkeit und Freundlichkeit“.
Den Kolleginnen im Standesamt, Petra Sotzko und Nina Hack, fällt es nach eigener Aussage nicht leicht, „die richtigen Worte zu finden“, auch für sie habe „eine neue Zeit“ begonnen. Sie sagen Danke für viel Geduld, jede einzelne Diskussion und offene Worte, dafür „dass du immer für uns da warst“. Im Standesamt gehe es in erster Linie um die Menschen, sie sei die Konstante gewesen und habe Spuren in den Herzen hinterlassen, „die bleiben werden“. Man habe gemeinsam gearbeitet, gelacht und vieles geteilt, sagt Klaudia Feuerstein (Stadtkasse). Sie wünscht wie die Kolleginnen „von Herzen alles Gute, Gesundheit, Freude, Freunde und viele inspirierende Momente“ – Letztere für Angelika Schäfers Hobby, die Malerei.
Eine Freiheit genießt die Ruheständlerin bereits: Mit den Worten „Du weckst mich nicht mehr“ habe sie am Wecker den Stecker gezogen. Und da ihr Mann fast gleichzeitig in Ruhestand geht, stehen schon die ersten Reisen auf dem Programm: zum Fahrradfahren an den Wilden Kaiser und mit dem Wohnmobil in die Pyrenäen. Bis dahin ist vielleicht auch der Ruhestand verdaut. „Ich hätte nie gedacht, dass es mich so erwischt“, sagt Angelika Schäfer über den emotionalen Moment.
Text und Foto: Stadt Walldorf