Zum Auftakt der Klima-Woche im Rathaus machte sich Bürgermeister Matthias Renschler (li.) an den Ständen ein Bild vom informativen Angebot
Das Thema Wärmepumpen und die öffentliche Diskussion dazu hätten „in den Köpfen viel Chaos verursacht“, seit zum 1. Januar 2024 das Gebäudeenergiegesetz in Kraft getreten ist. Schreibt es doch für neu eingebaute Heizungen vor, dass diese zu mindestens 65 Prozent aus erneuerbaren Energien gespeist werden müssen. Carsten Herbert, nach seinem Youtube-Kanal der „Energiesparkommissar“ genannt, sagt in seinem Vortrag im Walldorfer Ratssaal: „In der Kommunikation ist viel schiefgelaufen. Dieses Chaos wollen wir ein bisschen aufräumen.“ Sein Ziel mit Blick auf das gut 30-köpfige Publikum am Sonntagmorgen: Die Zuhörerinnen und Zuhörer sollten „am Ende bessere Entscheidungen für sich und ihre Häuser treffen können“.
Herbert ist im Rathaus Gast zum Auftakt der Klima-Woche, die erstmals in Walldorf veranstaltet wird und sich bis 1. Oktober mit einer Reihe von Veranstaltungen rund um den Klimaschutz dreht. „Das Thema ist wichtig“, sagt Bürgermeister Matthias Renschler in seiner Begrüßung im Foyer, in dem sich zahlreiche lokale Initiativen, Organisationen und die Stadt an Infoständen präsentieren. Er verweist unter anderem auf die städtischen Umweltförderprogramme, von deren Zuschüssen die Bürger profitieren, und auf Einrichtungen wie den regelmäßig tagenden Arbeitskreis Klima, einer offenen Plattform für alle, die sich für Klimaschutz und Klimaanpassung in Walldorf engagieren möchten, und in dem Ideen entwickelt werden, wie die Stadt noch klimafreundlicher gestaltet werden kann.
Der Dank des Bürgermeisters gilt dem Fachdienst Umwelt für die Organisation der Klima-Woche und allen Teilnehmern. „Einen informativen Tag“ wünscht Alena Müller, die Leiterin des Fachbereichs Ordnung und Umwelt, nachdem sie die Ansprechpartner im Rathaus vorgestellt hat: Karla Lieberg (Klimaschutz), Christian Horny (Sanierungsmanagement), Benedikt Seelbach (Klimaanpassung) und Daniel Kaufmann (Förderprogramme) sind den ganzen Tag über für alle Interessierten ansprechbar. Später am Tag zieht das Team ein weitgehend zufriedenes Fazit: Zwar hätte man sich durchaus noch mehr Besucherinnen und Besucher gewünscht, für den Anfang sei der Zuspruch aber ordentlich gewesen und speziell die teilnehmenden Initiativen und Organisationen hätten den Austausch untereinander sehr geschätzt.
Energiesparkommissar Carsten Herbert, Diplom-Bauingenieur und Buchautor, der mit seinem Youtube-Kanal mehr als 100.000 Abonnenten erreicht, nennt im ersten Vortrag des Tages die Wärmepumpe das „Heizsystem der Zukunft“. Denn weder Wärmenetze noch Biomasse oder gar Wasserstoff seien echte Alternativen zu den fossilen Energieträgern, die für den Großteil der Bevölkerung in Frage kämen. Deutlich wird aber auch, dass der Erfolg der Wärmepumpe mit dem jeweiligen Gebäude steht und fällt, das sie versorgen soll, wobei neuere Häuser das geringste Problem darstellen. „Sind alle Altbauten geeignet?“, fragt Herbert rhetorisch und gibt sich selbst die „klare Antwort“. Sie lautet: „Jein.“ Zwar gebe es für jedes Haus und jede Situation eine Wärmepumpen-Lösung, die auch funktioniere. „Aber das heißt nicht, dass es im Nachbarhaus genauso gut funktioniert.“ Weil es „unglaublich viele verschiedene Situationen“ in der „Wechselwirkung zwischen Gebäude und Wärmepumpe“ gebe, sei es wichtig, „genau hinzuschauen“, sich gut beraten zu lassen „und dann eine gute Lösung zu finden“. Herbert findet anschauliche Beispiele und seine Vorschläge für „gering-investive Maßnahmen, die wenig kosten, aber viel bringen“ – ob die Optimierung der heimischen Heizungssteuerung oder der Einbau der Sparbrause in der Dusche –, bieten echten Mehrwert.
In weiteren Vorträgen führt Falko Stucke (GLS Bank) in die Thematik nachhaltiger Geldanlagen ein, Franz Bruckner und Ulrich Scholl stellen die Bürgerenergiegenossenschaft Kraichgau und deren Ideen vor, lokale erneuerbare Energien voranzutreiben, und Urte Thölke vom Klimanetzwerk Walldorf zeigt unter dem Titel „Klimaschutz to go – jeder Schritt zählt“ Möglichkeiten auf, selbst im Klimaschutz aktiv zu werden. „Mir geht es um konstruktive Schritte und Anregungen“, habe sie selbst „viel Freude daran, wenn ich an den Stellschrauben drehen kann“. Und das in Themenbereichen wie Ernährung, Mobilität oder Konsum – wobei es nicht darum gehe, immer „alles gleichzeitig zu machen“, sondern einfach mal „den nächsten Schritt“ zu tun.
An den Ständen im Foyer präsentieren sich neben Stadt, Klimanetzwerk und Bürgerenergiegenossenschaft auch die Stadtwerke Walldorf, der BUND-Ortsverband Sandhausen/Walldorf, die Solidarische Landwirtschaft (Solawi) Rhein-Neckar, die NABU-Ortsgruppe Walldorf-Sandhausen und der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC), der ein Fahrrad mitgebracht hat, über das man selbst Strom erzeugen kann – was sich als ganz schön anstrengend erweist. Und die Kinder- und Jugendkunstschule Kikusch bietet für Kinder Bastelaktionen mit Naturmaterialien an.
Info: Das Programm der Klima-Woche findet sich hier.
Text und Foto/Plakat: Stadt Walldorf