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Walldorf: Neue Gedenktafel-Stele am jüdischen Friedhof installiert

2. August 2025 | > Walldorf, Allgemeines, Das Neueste, Kultur & Musik, Politik

An der neuen Gedenktafel-Stele vor dem jüdischen Friedhof: (v.li.) Bürgermeister Matthias Renschler, Heike Käller und der Erste Beigeordnete Otto Steinmann

 

Zeuge einer bewegten Geschichte

„Der jüdische Friedhof ist ein stiller Zeuge einer bewegten Geschichte. Er bewahrt das Andenken an jene, die einst hier lebten, arbeiteten und Teil der Gemeinschaft waren. Ihre Namen und Lebenswege sind ein Teil unserer Erinnerung, und ihr Vermächtnis mahnt uns, niemals zu vergessen.“ Das ist unter der Überschrift „Spuren, die bleiben“ auf der neuen Gedenktafel-Stele am Eingang zu Walldorfs jüdischem Friedhof zu lesen. Die Tafel wurde, zusammen mit drei Hinweis-Stelen, die an prägnanten Stellen im allgemeinen Friedhofsbereich als Wegweiser zum jüdischen Friedhof dienen, vor Kurzem installiert. Bürgermeister Matthias Renschler und der Erste Beigeordnete Otto Steinmann nahmen die Stelen jetzt gemeinsam mit Heike Käller (Fachdienst Kultur und Sport) in Augenschein.

Steinmann erinnerte daran, dass die Idee, „den jüdischen Friedhof erlebbarer zu machen“, aus einem Besuch von Familie Klein heraus entstanden sei. Im Rahmen der Kurt-Klein-Tage, mit denen im Jahr 2022 an den aus Walldorf stammenden jüdischen Mitbürger erinnert wurde, der auf der Flucht vor den Nationalsozialisten in die USA ausgewandert und gegen Ende des Zweiten Weltkriegs als amerikanischer Soldat zurückkehrt war, hatte man mit Kleins Nachkommen unter anderem auch den jüdischen Friedhof besucht. Damals kam die Überlegung auf, diesen Friedhofsteil stärker ins Bewusstsein der Bevölkerung zu bringen. Wie in der Folge im April 2024 auch vom Gemeinderat beschlossen, soll das einerseits durch die bessere Wegweisung auf dem Friedhofsareal und zum anderen durch die zusätzlichen Informationen auf der Gedenktafel geschehen. Familie Klein hatte der Stadt Walldorf bei einem weiteren Besuch im November 2023 eine Sitzbank im Hochholzer Wald geschenkt, die sich seither großer Beliebtheit erfreut.

Die neue Gedenktafel nennt dann auch markante Daten des jüdischen Lebens in Walldorf: So das Jahr 1470, in dem hier der erste jüdische Einwohner dokumentiert ist, das Jahr 1712, in dem ein Anwachsen der jüdischen Gemeinde nachweislich belegt ist, und das Jahr 1852 mit der höchsten Zahl jüdischer Einwohnerinnen und Einwohner mit damals 196 Personen – bei einer Gesamtbevölkerung von weniger als 3000 Menschen. Zum Vergleich: Zur Zeit der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 lebten in Walldorf noch 53 jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger. Weiter ist auf der Gedenktafel zu lesen, dass Bestattungen zunächst auf dem Verbandsfriedhof in Wiesloch erfolgten, ehe 1880 auch in Walldorf ein jüdischer Friedhof angelegt wurde. Im selben Jahr fand hier die erste Bestattung statt, die letzte war dann im Jahr 1940. Denn am 22. Oktober 1940 wurden die letzten 20 noch verbliebenen jüdischen Einwohnerinnen und Einwohner Walldorfs in das Lager Gurs in Frankreich deportiert. Viele starben dort oder wurden in den Vernichtungslagern der Nationalsozialisten ermordet. Heute befindet sich der etwas mehr als 1700 Quadratmeter große Friedhofsteil im Eigentum der Israelischen Religionsgemeinschaft Baden.

Die optische Gestaltung der neuen Stelen auf dem Friedhof erinnert bewusst an die Schiefer-Gedenktafel für die deportierten Walldorfer Juden, die Anfang des Jahres 2022 an der ehemaligen Synagoge angebracht wurde, und an die schon 2010 verlegten, mit Messing beschlagenen 20 Stolpersteine, die sich an sechs verschiedenen Stellen im Walldorfer Zentrum befinden und mit Namen, Geburts- und Todesdatum an die Schicksale der nach Gurs Deportierten erinnern.

In Walldorf finden, initiiert von den Heimatfreunden und den Kirchengemeinden mit Unterstützung der Stadt, regelmäßig Veranstaltungen statt, die sich mit dem jüdischen Leben beschäftigen. So gibt es rund um den 9. November zum Gedenken an die Ereignisse der sogenannten Reichspogromnacht und am 22. Oktober in Erinnerung an die Deportation der badischen Juden ins Lager Gurs immer wieder Aktivitäten wie Besuche des jüdischen Friedhofs, der Stolpersteine oder verschiedener relevanter Gebäude wie der ehemaligen Synagoge.

 

Text und Foto: Stadt Walldorf

 

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