Tag der Apotheke am 7. Juni / Im Dialog mit Apothekerin Monika Herzog von der Herzog-Apotheke Wiesloch
Wiesloch. Zum „Tag der Apotheke“, der jedes Jahr am 7. Juni stattfindet, informierte sich die CDU-Landtagsabgeordnete Christiane Staab in der Herzog-Apotheke in Wiesloch bei Inhaberin Monika Herzog über die aktuelle Lage der Apotheken. Im Mittelpunkt standen Lieferengpässe, wirtschaftlicher Druck und der zunehmende Wettbewerb durch den Versandhandel.
Im Gespräch wurde deutlich, wie stark Apotheken heute unter Druck stehen, etwa durch Konflikte mit Krankenkassen, anhaltende Lieferengpässe bei Medikamenten und einen verschärften Wettbewerb.
„Die Betriebskosten der Apotheken vor Ort sind seit 2004 um 60 Prozent gestiegen“, erklärte Apothekerin Monika Herzog. „Unter den aktuellen Rahmenbedingungen sind rund 40 Prozent der Apotheken wirtschaftlich nicht mehr überlebensfähig.“
Ein zentrales Thema war die Versorgungslage bei Arzneimitteln. Laut dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bestehen aktuell über 550 verschiedene Lieferengpässe bei wichtigen Medikamenten. „Das ist ein neuer Negativrekord, der sich spürbar auf die Versorgungssicherheit der Menschen in Baden-Württemberg auswirkt. Wir leisten täglich Kompensationsarbeit: Wir beschaffen Alternativen, kontaktieren Ärztinnen und Ärzte, beraten Patientinnen und Patienten – und das für gerade einmal 50 Cent pro Fall“, so Herzog. Eine angemessene Vergütung für diese verantwortungsvolle Tätigkeit fehle bislang.
Ein weiteres Beispiel für die wirtschaftliche Notlage betraf die Rezepturherstellung: „Viele individuelle Arzneimittelmischungen sind für uns schlicht unwirtschaftlich, weil die Krankenkassen oft nicht bereit sind, die tatsächlich angefallenen Kosten zu übernehmen.“ Dennoch seien die Apotheken gesetzlich verpflichtet, diese Rezepturen herzustellen – durch den sogenannten Kontrahierungszwang. „Wir kommen unserer Verantwortung nach, obwohl wir dabei regelmäßig draufzahlen.“
Aktuelle Zahlen unterstreichen die Bedeutung der Apotheken: Rund drei Millionen Patientinnen und Patienten werden täglich in bundesweit 16.900 Apotheken versorgt – unterstützt von fast 160.000 Beschäftigten, davon 90 Prozent Frauen. Sie schaffen wohnortnahe, familienfreundliche Arbeitsplätze und leisten einen wichtigen Beitrag zur regionalen Wirtschaft. Gleichzeitig ist die Zahl der Apotheken auf dem niedrigsten Stand seit 1978 – allein im vergangenen Jahr schlossen 530 Betriebe.
„Wir müssen jetzt handeln, um den weiteren Rückgang zu stoppen“, fordert Staab. Es brauche eine gerechte Vergütung – auch unter Berücksichtigung der Inflation – faire Wettbewerbsbedingungen im Verhältnis zum Versandhandel, digitale Unterstützung sowie gezielte Maßnahmen zur Nachwuchsförderung. All diese Schritte seien laut Herzog notwendig, um die flächendeckende Versorgung, besonders im ländlichen Raum, langfristig zu sichern.
Zum Abschluss betonte Christiane Staab: „Unsere Apotheke, sind ein unverzichtbarer Teil unserer Gesundheitsinfrastruktur. Wer eine starke Gesundheitsversorgung will, muss die Apotheken vor Ort stärken – politisch, wirtschaftlich und strukturell.“
Text/Foto: Christine Fischer