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Wayang Kulit in Wiesloch

24. Mai 2013 | > Wiesloch, Kultur & Musik, Leitartikel, Photo Gallery

Dargeboten durch Peter Schneider am 23. und 24. 06. 2013

(vsk) Die meisten Wieslocher und Kunst-Interessierte weit über den Kraichgau hinaus kennen Peter Schneider und haben sich über Jahrzehnte von seiner vielfältigen Kunst bezaubern lassen.

Wer sich aber für das darstellende Schattenspiel, das auf dem javanischen Wayang Kulit zurückgeht. interessiert  oder vor dem Besuch der nächsten Vorstellung darüber informieren möchte, bieten wir hier einige Erläuterungen zu dieser uralten Theaterform, die ihren Ursprung im indischen Mahabharata hat. Als “Wayang“ wird in Indonesien (Java, Bali)  jedes darstellende Theater mit Figuren bezeichnet, Kulit heißt Leder und das Schattenspiel wird also „Wayang Kulit“ genannt.

Erste Berichte über Wayang-Aufführungen an Fürstenhöfen stammen aus dem 11. Jahrhundert und sprechen von Aufführungen des Versepos (in Versen verfasstes Epos) zu „Arjuna “ Hochzeit (Sohn des Himmelsgottes Indra und der Königin Kunti ). Allerdings muss das Schattenspiel schon vorher eine Entwicklung bis zur Akzeptanz durchlaufen haben. Es scheint von Beginn nicht allein eine höfische Angelegenheit gewesen zu sein

Die handwerkliche Herstellung einer Wayang-Kulit-Figur in spielfähiger Größe dauert einige Wochen oder Monate, wobei meist mehrere Handwerker (Künstler) nacheinander daran arbeiten. Zunächst der, der die Master-Vorlage auf Papier malt, danach der, der diese Vorlage auf das Leder (Büffelleder) überträgt, gefolgt von dem, der die Figur in ihrem Umriss und ebenso die filigranen Strukturen (Durchbrüche/Löcher) mit unterschiedlichen, in Wachs getauchten Meißeln ausstanzt, wodurch z.B. Gesichtszüge, Standesattribute, Kleidung und Haartracht festgelegt werden. Weil beim Schattenspiel glatte und klare Ränder von großer Bedeutung sind, wird die Figur meist mit einer Glasflasche geglättet und grundiert.

Es folgt die eigentliche, miniaturhaft-feine Bemalung, die häufig von einem weiteren Spezialisten vorgenommen wird. Sie heißt „ambedah“ (Leben einhauchen). Verwendet werden hierbei zunächst 5 Grundfarben. Früher stellte man die Farben aus Knochenasche des Büffels (weiß), gelbem Ocker (gelb), Indigo für Blautöne, Lampenruß für Schwarztöne und chinesisch Rot (aus rotem Reis) her. Heute werden allerdings meist Industriefarben verwendet.

Zum Schluss werden die beweglichen Teile (Oberarme, Unterarme mit Händen und den zugehörigen Spielstäben), sowie der zentrale Versteifungs- und Haltestab an den Rumpf montiert. Bei Figuren von hohem Rang wird Büffelhorn für den Stützstab verwandt, bei anderen Figuren wird Bambus verwandt. Der Stützstab ist am oberen Ende dünn und wird nach unten hin immer dicker und endet einem pfeilförmigen Griffteil. Der Haltestab und die Figur werden durch Kokosfasern miteinander verbunden.

 

 

Fotos Herstellung: indonesia-portal.de

Die Figuren aus hart gegerbter Haut des Wasserbüffels sind landesspezifisch unterschiedlich. Aus Zentraljava (Yogyakarta ein Sultanat) kommen sehr aufwendig hergestellte „Puppen“ mit einem hohen Abstraktionsgrad. Im Rahmen des Islamisierung (15. Jhd.) mit Verbot der menschlichen Darstellung, ließen sich die Indonesier nur so weit beeinflussen, dass die menschlichen Strukturen stark verzerrt wurden. Vornehm und edel sind meist spitze Nasen, böse Typen haben sichtbare Eckzähne, die Farben der Gesichter weisen auf den Charakter hin. Dies ist in Bali, Java und Lombok grundlegend gleich, im Detail aber deutlich verschieden. Die Musikbegleitung ist meist nur ein vierköpfiges Ensemble im Unterschied zu einem kompletten Gamelan (traditionelle Musik von Ensembles gespielt) in Java, das balinesische Orchester ist meist temperamentvoller und verzichtet auf lyrisch-epische Anteile.

Auf Bali (westlichste der Kleinen Sundainseln) werden kompaktere Figuren hergestellt und aus Lombok kommen Figuren, die realen Personen oder Gegenständen (Autos, Flugzeuge und Schiffe) zum Verwechseln ähnlich sind. In Zentraljava gibt es zwei Stilrichtungen, eine in Yogyakarta (Stadt im Zentrum von Java) und die andere in Surakarta (Solo). Die Solo-Figuren sind schlanker, graziler, mit kürzeren Armen und leichter zu spielen als die Yogya-Figuren. Bei den Frauen ist der Zipfel des Unterkleides nach vorne gezogen und gibt der Figur eine krumme, unterwürfige Haltung während Solo-Frauen hoch aufgerichtet und stolz erscheinen.

Für alle Wayang Figuren aus Mitteljava, im speziellen aus Solo (Surakarta), hat Peter Schneider mittlerweile einen Bestimmungsschlüssel initiiert, mit dem man  Namen, Herkunft und Bedeutung verstehen kann. Mit diesem Schlüssel, kann fast jede Figur zugeordnet werden.

 

Peter Schneider besitzt über 250 Figuren. Alle von Meisterhand gefertigt (Sihhanto, Solo, Bale Agung). Fragen Sie ihn. Er gibt gerne detailliertere Erläuterungen weit über den Anspruch dieser ersten informativen Beschreibung hinaus gehend.

 

Den Inhalt der Geschichten, die Peter Schneider im Juni darstellen wird, erläutern wir Anfang Juni in der Einladung zu der Vorstellung.

(Text und Bilder mit freundlicher Unterstützung von Peter Schneider, Wiesloch)

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