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Mahabharata, letzte Folge des Javanischen Schattenspieles Wayang Kulit

29. Juni 2015 | > Wiesloch, Leitartikel, Photo Gallery

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(Abb. 3)

Mahabharata, letzte Folge des Javanischen Schattenspieles Wayang Kulit von und mit Peter Schneider

Letzte Folge des Mahabharata, des berühmten, tausende von Jahren alte indische Epos
Das vor über 2000 Jahren aufgeschriebene indische Epos Mahabharata, das auch die javanische Kultur beeinflusste und damit im Schattenspiel Wayang Kulit eine Theaterform fand, wurde erstmals als deutsches Theaterstück mit original javanischen Schattenspielfiguren (kunstvoll ausgestanzte Büffelleder-Stabpuppen) in achtzehn Folgen aufgeführt.
(6)Autor und Spieler war und ist Peter Schneider, langjähriger Leiter des Marionetten-Theaters Wiesloch. Die Serie endet jetzt mit dem großen Krieg (Barata Yuda).
In der 17. Folge beginnen nach den Vorbereitungen die ersten Kämpfe.
Ursache ist ein Familienstreit zwischen den Pandawa und den Kauwara, zwei Vetterngemeinschaften aus dem gleichen Geschlecht.
Die Pandawa sind eine Gemeinschaft von fünf Brüdern, die von ihren Vettern, den Kauwara, durch Intrige und Betrug um die Herrschaft gebracht worden waren. Nun soll nach vielen gescheiterten Versuchen, eine Lösung durch Krieg gefunden werden (18. und letzte Folge) Karna, der beste Kämpfer der Kauwara, hasst nach bitteren Demütigungen den Pandawa Arjuna, ohne zu wissen, dass dieser sein

Abb. 5

Abb. 5

Halbbruder ist. Von den Göttern erhielt er eine nur einmal anzuwendende todbringende Waffe, die er sich für Arjuna aufzuheben gedachte. Leider musste er diese in höchster Not gegen Gathotkaca, den Heerführer der Pandawa, einsetzen, so dass im Endkampf gegen Arjuna nur das Waffengeschick entscheiden musste. Wie bei allen Plänen hatte auch hier wieder Kreshna, der Freund von Arjuna, seine Hände im Spiel, was zu gegensätzlichen Bewertungen des Diplomaten Kreshna führt.
Auch das Schicksal des großen und weisen Bisma, Lehrer und Erzieher über drei Generationen der verfeindeten Vettern, der sich zwischen Liebe zu den einen und der Verpflichtung zu den anderen schwer entscheiden
kann, wird spannend erzählt.
Der große Krieg endet mit dem Sieg der Pandawa, der Gründung einer neuen Dynastie und dem Tod der fünf Brüder auf dem Weg zum Himmel.
Auch ohne Kenntnis der vorangegangenen Folgen sind die letzten Folgen in sich abgeschlossene Theaterstücke.
Karna und die Vorbereitung zum Krieg 18. Juli 2015, 19:00 Uhr
Der große Krieg 19. Juli 2015, 19:00 Uhr
Marionetten-Theater Wiesloch, Alter Bahnhof
Kartenvorverkauf Buchhandlung Eulenspiegel 06222 54350
[email protected]

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(Abb. 9)

Schattenspiel mit original javanischen Wayang-Kulit Figuren, aber in deutscher Sprache, auf einheimisches Publikum getextet und statt Gamelan mit live Gitarre begleitet.

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Abb. 4

Zu dieser in Deutschland/Wiesloch einmaligen Theaterform nähere Einzelheiten.

Seit 32 Jahren praktiziert Prof. Dr. Peter Schneider (von Haus aus Verhaltensphysiologe, z.Z. im Ruhestand), im Marionetten-Theaters Wiesloch diese Theaterform. Zur Verfugung stehen im Laufe der Jahre gekaufte Buffelleder-Flachpuppen der Meisters Sihhanto aus Solo/Java. Die uber 300 kunstlerisch auBerst wertvollen Figuren erlauben das gesamte Wayang Purwa (Mahabharata) zu spielen. Vor neun Jahren wurde erstmals versucht, das gesamte Mahabharata mit Wayang-Figuren zu konzipieren und zu spielen. 2015 ist es geschafft und die beiden letzten Folgen beschlieBen dieses jahrtausende alte indische Epos, das in Java eine andere Form erhielt und durch das Wieslocher Spiel wieder in eine neue Dimension geschoben wurde, allerdings ohne den roten Faden zu verlieren. Die letzte Folge „Der GroBe Krieg“ (Barata Yuda) findet am 19. Juli 2015 statt.

Mahambarata)1

Abbildungen 1 und 2

Eingangs wurde gesagt, dass diese Flachpuppen hervorragende Ausstanzarbeiten von Sihhanto aus Solo (Surakarta) sind. Pak Sihhanto ist im deutschen Sinne Kurator, Restaurator und Huter der Sammlung in Kraton (Schloss) Hadiningrad, das noch dem Sultan untersteht. Wayang-Figuren werden in einer groBen Kiste aufbewahrt. Sie liegen nach festem Muster auf herausnehmbaren Lagen. (Abb. 9) Uber 300 Figuren vervollstandigen einen Satz. Dabei konnen die gleichen Protagonisten in verschiedener Ausfuhrung oder Farbe zu verschiedenen Anlassen oder Stimmungen auftreten.

Allein in der Wieslocher Sammlung gibt es vier verschiedenen Ausfuhrungen von Bhima, Kreshna oder Duryodana, dem groBen Gegenspieler der „Guten“ (Abb. 3). Auch können Korper- oder Gesichtsfarbe Stimmungen ausdrucken. Meister Sihhanto stellt seine Figuren (auch fur das Wieslocher Theater) nach den alten Meisterwerken des Kratons her und beliefert hauptsachlich Profis in Java und internationale Interessenten. Die Abbildungen 1 und 2 zeigen die Feinarbeit dieser Kunst, eine absolute Perfektion, die keinerlei Steigerung mehr zulasst; das Buffelleder wurde zerfallen.

Dazu kommt, dass die Figuren beiderseits miniaturhaft bemalt sind. Alle feinen Striche mit einem Wenighaarpinsel aufgemalt, Viele Tausende von Strichen und Linien. Dieses ist in Abb. 4 deutlich zu erkennen.

Man kann sich fragen, warum diese Feinheit, die der Zuschauer nicht sieht, denn das Pergament aus der Haut des Wasserbuffels erscheint als Schatten schwarz. Schon einen Meter vor dem Schirm sind (5)diese Feinheiten nicht zu erkennen und hinter dem Schirm, wo das Gamelan-Orchester sitzt, sieht man solche Details schon gar nicht. Auf eine Frage, nach solchen Feinheiten, erlebt der Frager nur Kopfschutteln, denn es ist doch normal, dass der Spieler (Dalang) besser spielt und sich erfreut, wenn seine Protagonisten edel und schon gearbeitet sind. Eine Auffassung, die sich leicht auf mich, den deutschen Spieler, der normalerweise fur das Publikum spielt, ubertrug. Manche Figuren fasst man mit Achtung, Liebe, Verehrung oder auch Feindschaft an, obwohl die Guten schlechte und die Bosen gute Eigenschaften haben konnen. Machthunger, Ehrgeiz, Liebe, Intrigen,Versohnung und Kampfe sind auch heute noch Themen.

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Abb. 6 u. 7

Abb. 3 zeigt drei Gesichter von Bhima, einem Helden, der kein Falsch oder Diplomatie kennt und bei Unrecht sich mit Gottern und Teufeln anlegt. Der Ausdruck des Spiels ist im Gegensatz zu Marionetten (dreidimensional) sehr schwer, denn von der Figur ( Abb. 5) konnen nur die Arme bewegt werden. Alles muss durch die Korperhaltung, die Schattenwirkung, die Gestik und vor allem durch die Sprache ausgedruckt werden. Als Hilfe kommt die Gitarrenimprovisation dazu, denn wie bei einem Opernleitmotiv hat jede Figur ihre eigene Melodie, die in Jazzart improvisiert werden kann. Mit einiger Ubung lassen sich mannliche Charaktere stimmlich gut differenzieren, schwer ist es bei Frauen, und die spielen im Wieslocher Schattenspiel eine sehr groBe Rolle. Abb. 6 und 7 zeigen Beispiele fur die zierliche Schonheit weiblichen Figuren.

Wahrend der gesamten Spielzeit besonders in den neun Jahren des Mahabharata wurden mit der Steuerung auf die letzte Episode, namlich den groBe Krieg, alle Aspekte der Verhinderung einer gewalttatigen Auseinandersetzung ausprobiert und diskutiert. Dabei spielten im skakespearschen Sinne die „Narren“ eine groBe Rolle. Solche lustigen Figuren lockern philosophische Betrachtungen, wohldurchdachte Intrigen und Kampfe auf, wobei spontane Reaktionen des Publikums und das Zeitgeschehen eine Rolle mitspielen konnen.

Ein Theater mit exotischen Namen und Problemen für ein deutsches Publikum. Abb. 7

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Abb. 9

Zum Spieler (Dalang) selbst. Der javanische Dalang ist in Form und Wort an die Tradition gebunden. Dies verhindert aber nicht, dass junge Spieler Neues ausprobieren, wie spontan auffahrende Motorrader, oder kleine Rock-Einlagen usw einschieben. Dem Wieslocher Spieler sind keine Auflagen gestellt und die nutzt er voll aus und versucht erst nicht in Kleidung, Auftreten und Gesang einen javanischen Stil zu imitieren.

Der Wieslocher Schirm ist 4,50 meter breit (Abb. 7), wenn groBe Sale zur Verfugung stehen, sieben Meter. Eine solch groBe Buhne erlaubt ein groBeres und wirksameres Spiel mit den Schatten. Bei GroBveranstaltungen in Java werden Riesenschirme benutzt.

Da nach javanischem Vorbild nur ein Spieler alle Handlungen, Figurenwechsel und Sprache alleine bewerkstelligt, erfordert das Spiel groBe handwerkliche und einfuhlsame Technik. Bei Kampfen wird geschlagen, mit den Armen gewirbelt, Sprunge und Salti, Ringen und Stechen gehoren dazu, wobei der Spieler darauf achten muss, dass die kostbaren Figuren mit dieser feiner Ausarbeitung nicht verletzt werden. Dem Zuschauer erscheint es wie wilde Kampfe, wo die „Fetzen fliegen“, aber das erscheint nur so oder besser gesagt es sollte nur so scheinen.

Die Wieslocher Spieler, Peter Schneider (Spieler, Sprecher und Texter), Michael Zimmermann (Gitarre) und Christina Reckers-Schneider (Regie und Spielleitung (Abb. 10).

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